Horst Hrubesch wird von seinen «Mädels», wie der 72-Jährige sie gerne nennt, überschwänglich gefeiert.
Der Interimsbundestrainer hat die Olympia-Hoffnungen der deutschen Fußballerinnen am Leben gehalten und kann nun am Dienstag (19.30 Uhr/ARD-Livestream) in Swansea gegen Wales den nächsten Schritt mit den DFB-Frauen Richtung Paris 2024 machen. Nach dem richtungsweisenden 3:0 gegen Dänemark in Rostock muss Hrubesch nun noch mehr Fragen nach seiner Zukunft beantworten.
«Grundsätzlich glaube ich, würden wir nicht nein sagen, aber wir wissen natürlich, wie seine Frau tickt», sagte Kapitänin Alexandra Popp lachend, als Medienvertreter von ihr wissen wollten, ob sie sich wünsche, dass Hrubesch länger bleibe. Fast so lässig, wie die bei der WM im Sommer in Australien so kläglich gescheiterte deutsche Auswahl gegen den Mitkonkurrenten in der Nations League auftrat, plauderte Popp hinterher über Hrubesch. Frau Hrubesch habe noch mal «ein Auge zugedrückt», meinte sie: «Von daher: Danke Angelika, dass wir ihn hier haben.»
DFB muss weiter nach Trainer suchen
Am Veto von Frau Hrubesch hängt wohl auch das weitere Engagement des HSV-Idols beim DFB: Dass er beim Finalturnier im Februar, wo die zwei Olympia-Tickets für europäische Teams vergeben werden, noch auf der Bank sitzt, hatte Horst Hrubesch schon angedeutet. Wenn es mit Paris klappt, würde das einstige Kopfball-Ungeheuer vielleicht sogar noch mal zu den Sommerspielen fahren. Da ist er ohnehin Experte: 2016 in Rio gewann er mit den deutschen U21-Männern Silber.
Nach Abpfiff schwärmte Hrubesch von seinen wiedererstarkten Spielerinnen, deren Einstellung «sensationell» gewesen sei: «Die stehen wirklich zueinander. Das fasziniert mich immer wieder, und sie nehmen den alten Mann auch mit.» Trotz des Aufschwungs – es war der dritte Sieg im dritten Spiel der Vize-Europameisterinnen unter seiner zweiten Amtszeit als Interimscoach – muss der DFB weiter eine Lösung für den Trainerposten allerspätestens nach Olympia suchen. Nach der turbulenten Trennung von Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist dies auch Aufgabe der künftigen Sportdirektorin. Für den Posten gilt Ex-Weltmeisterin Nia Künzer als Topkandidatin.
Die Mannschaft «brennt, sie läuft für den Trainer>
«Wir sind uns versprochen mit der neuen Direktorin – ob das Nia Künzer ist oder nicht. Wir haben alle Dinge geregelt. Jetzt sind Sachen zu klären, die nicht in unserem Entscheidungsbereich liegen», erklärte Andreas Rettig im ZDF. Auch der DFB-Geschäftsführer schwärmte von Hrubeschs Qualitäten: «Das ist großartig, was Horst hier vollbracht hat mit seinem Trainerteam. Man sieht, die Mannschaft hat eine ganz andere Körpersprache, sie brennt, sie läuft für den Trainer.»
Rettig jedenfalls kann sich einen Verbleib Hrubeschs auch über ein mögliches Finalturnier in der Nations League hinaus vorstellen. «Ich habe nichts dagegen, wenn Horst Hrubesch seinen 73. Geburtstag als Nationaltrainer feiert», sagte er über den Interimscoach, der am 17. April Geburtstag hat.
Hrubesch gebe der Mannschaft «einfach ein sehr, sehr gutes Gefühl», sagte Popp, und ein Vertrauen «durch die Bank weg: Also nicht nur irgendwie eins bis elf, sondern alle.» Das Gefüge sei wieder zusammen, «und das gibt dann einem auch sehr viel Spaß.» Neben der Stürmerin dankte noch eine ganze Reihe weiterer Nationalspielerinnen ihrem Chefcoach, der dem Team offensichtlich wieder eine gesunde Leichtigkeit, Selbstvertrauen und Spielstärke vermittelt hat. «Horst hat einen großen Anteil daran, weil er einfach es geschafft hat, uns die Spielfreude zu schenken», meinte Abwehrspielerin Giulia Gwinn. «Er sagt uns immer wieder, was wir für eine Qualität in der Mannschaft haben, wie viel Qualität auch in jeder Einzelnen steckt.»
Angelikas Veto? Eher nicht
Hrubesch hatte schon vor dem Dänemark-Spiel anklingen lassen, dass er das Team auch beim Finalturnier betreuen würde. Dafür reicht ein Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Wales, das Hinspiel hatten die DFB-Spielerinnen mit 5:1 gewonnen. «Momentan spüre ich überhaupt keine Zweifel», sagte Gwinn. Über eine mögliche Olympia-Qualifikation hinaus will Hrubesch noch nicht schauen: «Da will ich bei bleiben erst mal und gucken, wie sich das dann weiterentwickelt», sagte der Europameister von 1980.
Dass seine Ehefrau Angelika ein Hindernis für ein längeres Engagement werden könnte, befürchtet Hrubesch eher nicht: «Ach, meine Frau hat alles mitgemacht. Ich bin jetzt über 50 Jahre verheiratet. Das wird sie auch weiterhin überleben.» Als er 2018 zum ersten Mal als DFB-Trainer eingesprungen war, hörte sich das noch anders an. Damals schloss er kategorisch aus, dass er die Fußballerinnen auch noch 2019 bei der WM betreut: «Meine Frau lässt sich dann scheiden. Ganz einfache Geschichte.»