«Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey», sangen die Fans von Holstein Kiel und feierten einen perfekten Hinrunden-Abschluss. Mit einem souveränen 3:0 gegen Hannover 96 gelang Kiel in der 2. Fußball-Bundesliga der fünfte Sieg in Serie.
«Wir freuen uns über die Tabellensituation, die Punkte und auch die Art und Weise, wie wir spielen. Das macht uns sehr stolz», sagte Trainer Marcel Rapp.
Was vor der Saison niemand erwarten konnte: Ein völlig neu formiertes Team feiert jetzt Weihnachten auf einem Aufstiegsplatz – und nicht etwa die großen Namen der Liga. Beim Tabellendritten Hamburger SV ist die Zukunft von Trainer Tim Walter auch nach dem 2:0-Sieg in Nürnberg weiter unklar. Bundesliga-Absteiger Hertha BSC liegt nach dem 0:0 gegen den Tabellenletzten Osnabrück schon zehn Punkte hinter der Kielern. Beim FC Schalke sind es gar 15 Zähler Abstand.
Umbruch für Holstein kein Problem
Dabei gab es in Kiel im Sommer einen großen Umbruch. 15 Spieler verließen den Verein, darunter langjährige Leistungsträger wie Ex-Kapitän Hauke Wahl, Routinier Fin Bartels oder Flügelspieler Fabian Reese. Im Gegenzug kamen elf neue Spieler hinzu. Dennoch gab es keinerlei Anpassungsprobleme. Schon vier der ersten fünf Saisonspiele wurden direkt gewonnen.
«Ich glaube, dass mit den Zugängen viel richtig gemacht wurde», sagte Stürmer Benedikt Pichler. «Jeder einzelne Spieler, der geholt wurde, ist wirklich extrem hungrig. Es sind keine Spieler dabei, die Kiel als letzten Karriereschritt sehen und die Karriere langsam ausklingen lassen wollen. Gerade für die jungen Spieler ist es vielmehr eine geile Möglichkeit, sich zu entwickeln.»
Beispiele dafür sind der 19 Jahre alte Außenverteidiger Tom Rothe, der von Borussia Dortmund ausgeliehen wurde. Oder der 20-jährige Innenverteidiger Colin Kleine-Bekel, der in Dortmund ausgebildet wurde, seit Sommer 2022 aber fest in Kiel unter Vertrag steht und bereits vier Länderspiele für die deutsche U21-Nationalmannschaft bestritt.
Arp: «Wir machen uns keinen Druck»
Eine weitere Stärke ist die Breite des Kaders, insbesondere im Sturm. Dass die beiden bis dato erfolgreichsten Torjäger Pichler (7 Tore) und Steven Skrzybski (5 Tore) die letzten beiden Spiele der Hinrunde verpassten, ließ sich dank des japanischen Nationalspielers Shuto Machino und des aufstrebenden Fiete Arp problemlos kompensieren. Besonders Arp befindet sich in einer starken Form. Der ehemalige Stürmer des HSV und des FC Bayern München traf auch gegen Hannover zweimal (27./45.).
«Für mich ist das einfach ein geiler Abschluss, weil ich mir das hart erarbeitet habe», erklärte Arp. Über die Chancen im Aufstiegsrennen sagte er: «Wir machen uns keinen großen Druck. Ich denke, wir haben einfach einen positiven Aufschwung. Wir haben das Selbstvertrauen, das wir uns erspielt haben, und wir haben diesen Hunger, weiterhin Punkte zu holen und oben dranzubleiben.»