Im Bundesliga-Titelrennen sehnen sich die Fußballfans nach Abwechslung. Vor dem Liga-Neustart mit dem Topspiel RB Leipzig gegen FC Bayern am Freitag thronen die Münchner aber schon wieder ganz oben. Die elfte Meisterschaft in Serie winkt.
Oder können die Verfolger um Freiburg, Leipzig oder Dauer-Herausforderer Borussia Dortmund diesmal für mehr Spannung und einen neuen Meister sorgen?
FC Bayern München (1., 34 Punkte)
Die heikle Torwartfrage beschäftigt den FC Bayern vor dem Wiederbeginn der Bundesliga mehr als ihm lieb ist. Wer ersetzt den lange verletzten Nationaltorhüter Manuel Neuer? Sven Ulreich, sechsmaliger deutscher Meister, ist national in jedem Fall ein guter Ersatz und auch international erprobt. Doch was, wenn auch er sich verletzt? Und ist Ulreich auch international der passende Mann? In Leipzig soll erstmal ein Sieg zum Start her. «Es liegt an uns, dass wir unsere Spiele so gestalten, dass wir da bleiben, wo wir aktuell stehen», sagt Trainer Julian Nagelsmann. Als Ulreich-Ersatz bringt der erst 20-jährige Johannes Schenk noch nicht viel Erfahrung mit.
SC Freiburg (2., 30 Punkte)
Trainer Christian Streich bleibt sich treu. Eine Kampfansage in Richtung München gibt es von ihm nicht zu hören. Viel mehr möchte der Coach des Sport-Clubs die Ergebnisse der herausragenden ersten Saisonphase bestätigen. «Der Ansporn ist immer, das Maximale herauszuholen. Wenn wir das nicht schaffen, dürfen wir nicht ins Tal der Tränen fallen», sagte Streich. Sowohl im Pokal als auch in der Europa League stehen die Freiburger, bei denen Keven Schlotterbeck, Kevin Schade und Hugo Siquet nicht mehr zum Aufgebot gehören, im Achtelfinale. Einen Einbruch leisteten sie sich trotz Dreifach-Belastung in der stressigen Phase vor der WM-Pause nicht und der Kader scheint auch so gut besetzt zu sein, dass die Breisgauer am Ende der Saison immer noch zum oberen Drittel dazugehören sollten.
RB Leipzig (3., 28 Punkte)
Der Beginn der Rückrunde wird für den Pokalsieger bereits ein Vorgeschmack auf die kommende Saison. Er wird unweigerlich zur Antwort auf die Frage führen: Was kann diese Mannschaft ohne Christopher Nkunku. Der überragende Spieler und Torschütze der vergangenen anderthalb Jahre fällt mit einer Knieverletzung aus und wird im Sommer wohl zum FC Chelsea wechseln. Trainer Marco Rose muss also Lösungen finden, um die seit Beginn seiner Amtszeit währende Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. «Jeder ist eingeladen, sich zu zeigen», sagte Rose vor dem Start der Restrunde gegen Bayern München. Von den Fähigkeiten her könnte am ehesten Dani Olmo die Nkunku-Lücke füllen. Der Spanier spielte in der Nationalmannschaft oft so überragend wie bei der jüngsten WM, kämpfte im Club oft mit Verletzungen.
Eintracht Frankfurt (4., 27 Punkte)
Der einzige Meisterschaftsgewinn gelang Eintracht Frankfurt 1959. Nach dem Europa-League-Sieg, dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League und Bundesliga-Tabellenplatz vier wollen die Hessen noch mehr. «Wir starten top motiviert und mit dem Vorhaben, die guten ersten 15 Bundesligaspiele nicht nur zu bestätigen. Wir wollen es toppen», kündigte Eintracht-Sportchef Markus Krösche an. Deshalb hat er dafür gesorgt, dass keiner der Topspieler wie Daichi Kamada, Evan Ndicka oder Randal Kolo Muani in der Winterpause weggegangen ist. Das Wort Titelgewinn nimmt bisher aber keiner in der Eintracht-Führung in den Mund. Schließlich geht es in der Bundesliga gleich richtig los: Nach dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 folgen die Partien beim Tabellenzweiten SC Freiburg und beim Spitzenreiter Bayern München.
1. FC Union Berlin (5., 27 Punkte)
Solange Union Berlin nicht die 40 Punkte erreicht hat, gibt es für die Köpenicker kein anderes Ziel als den Klassenverbleib. Erst dann werde der Verein neue Ambitionen formulieren. «Aber auch wenn wir sieben Spieltage Erster waren, glaube ich nicht, dass es unser Anspruch ist, die Bayern im Kampf um die Meisterschaft zu fordern», sagt Union-Trainer Urs Fischer über die Ausgangslage. Trotz sechs Siegen in sechs Testspielen wurde der Schweizer von seiner Mannschaft nicht zufriedengestellt und befand vor dem Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim, dass der Mannschaft «noch einiges fehle».
Borussia Dortmund (6., 25 Punkte)
Nach den beiden Niederlagen vor der langen Winterpause gegen Wolfsburg und Mönchengladbach geht die Sorge vor einem Verpassen der Champions League um. Doch anders als in den meisten bisherigen Spielen kann Trainer Edin Terzic wieder auf die Rekonvaleszenten wie Sébastien Haller, Marco Reus, Mahmoud Dahoud und Jamie Bynoe-Gittens zurückgreifen. Das stärkt den Glauben an eine erfolgreiche Aufholjagd. Viel wird davon abhängen, wie der Tabellensechste seine Abwehrprobleme in den Griff bekommt. Zudem ist die Auswärtsbilanz eines Spitzenteams unwürdig. In der Auswärtstabelle rangiert der BVB nach bereits fünf Niederlagen auf Platz zehn.