Überwältigt von ihren Glücksgefühlen vergoss Almuth Schult nach ihrem Comeback im DFB-Trikot Tränen der Rührung.
«Ich bin emotional aufgewühlt, weil es eine sehr, sehr lange Zeit war und ein sehr langer Kampf, wieder ein Länderspiel zu machen. Vielen war gar nicht bewusst, dass es 1165 Tage waren, auch mir nicht», sagte die Torfrau der deutschen Fußballerinnen nach dem 8:0 (3:0) gegen Bulgarien zum Abschluss der erfolgreichen WM-Qualifikation.
Vor der Partie in Plowdiw hatte die langjährige Stammtorhüterin letztmals am 29. Juni 2019 bei der 1:2-Niederlage im WM-Viertelfinale gegen Schweden zwischen den Pfosten der deutschen Nationalmannschaft gestanden. Bald darauf wurde Schult schwanger und im April 2020 Mutter von Zwillingen.
Schult: «Gefühlt alles wieder neu erkämpfen»
Die Rückkehr auf den Platz verlief schwieriger, als sie es vielleicht erwartet hatte. Zumal es einige Rückschläge in Form von Verletzungen gab. «Man müht sich als junge Spielerin dafür ab, sein Debüt geben zu können. Irgendwann erkämpft man sich einen anderen Status. Und irgendwann ist man Mama und muss sich gefühlt alles wieder neu erkämpfen», erzählte Schult.
Bei der begeisternden EM in England vor wenigen Wochen war sie nur die Nummer zwei hinter Merle Frohms und kam nicht zum Einsatz. Klagen hörte man die routinierte Torfrau, die schon 2011 bei der Heim-WM im DFB-Kader stand, darüber nicht. Das Comeback nach mehr als drei Jahren gegen Bulgarien war daher auch ein Dank und Zeichen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die Schult sehr schätzt.
«Es war ein Statement von unserer Seite an Almuth. Wer Almuth kennt weiß, dass sie einen großen Teil ihrer Emotionalität für das Team einbringt. Für sie war das nach so langer Zeit ein ganz, ganz besonderer Moment. Da ist es völlig normal, dass nach dem Schlusspfiff Emotionen durchkommen», sagte Voss-Tecklenburg. «Es ist jetzt ganz viel abgefallen von ihr.»
Obwohl Schult in der einseitigen Partie so gut wie nicht gefordert wurde, war der Abend für sie ein Highlight. «Ein Länderspiel ist sehr viel wert», betonte die langjährige Keeperin des VfL Wolfsburg. Ob sie sich jetzt weitere Einsatzchancen in der DFB-Auswahl und die Teilnahme an der WM 2023 ausrechne, wurde die 31-Jährige danach gefragt. «Ich gehe von gar nichts aus, das habe ich gelernt. Das Fußball-Leben ist sehr kurzlebig. Es kann immer etwas dazwischenkommen. Man muss gesund bleiben, seine Leistung im Verein bringen. Was kommt, weiß ich nicht. Ich plane überhaupt nichts», antwortete Schult.
Torhüterin freut sich auf Aufgabe in Los Angeles
Die Bundestrainerin hat immerhin schon signalisiert, weiter mit Schult zu planen. In welcher Rolle, ist jedoch offen. «Wir haben gesagt, wir wollen bis zur WM noch einige Spiele bestreiten und dabei unsere Torhüterinnen auch gegen bessere Gegner sehen können. Almuth ist ein Teil davon», betonte Voss-Tecklenburg. Das nächste Länderspiel steigt am 7. Oktober in Dresden gegen Frankreich.
Zunächst geht es für Schult gemeinsam mit ihrer Familie aber nach Los Angeles. Bei ihrem neuen Verein Angel City FC, bei dem sie seit ihrem Wechsel nach der EM bisher nur auf der Bank saß, will sie sich einen Stammplatz erkämpfen. Trotz des schwierigen Starts in Übersee freut sich Schult auf die Aufgabe. «Das ist eine ganz andere Art von Fußballkultur, ein anderer Blickwinkel auf den Fußball», sagte sie. «Von daher genieße ich es sehr, mal was Neues zu sehen und zu erleben und diese wichtigen Erfahrungen mitzunehmen.»