Auf das Ende seines Siegeszuges mit dem VfL Wolfsburg konnte Florian Kohfeldt immerhin auch mit einem lachenden Auge schauen.
«Ich möchte nochmal ausdrücklich sagen, dass die Moral den Charakter der Mannschaft gezeigt hat», sagte der 39 Jahre alte Trainer nach der erfolgreichen Aufholjagd des Champions-League-Teilnehmers zum 2:2 (0:1) bei Arminia Bielefeld in der Fußball-Bundesliga am Samstag.
«An den Inhalten kann man arbeiten»
Nach dem Traumstart in seine Amtszeit mit drei Pflichtspielsiegen sah der Nachfolger von Mark van Bommel in Ostwestfalen eine Leistung mit mehr Schatten als Licht, einen 0:2-Rückstand und ein furioses Comeback seines Teams, das dank 30 sehr guter Minuten fast noch gewonnen hätte. «An den Inhalten kann man arbeiten. Wenn es anders herum wäre, hätte man ein Problem», sagte Kohfeldt über den Willen seiner Spieler.
Vor allem, wenn wie beim VfL eine englische Woche mit dem wichtigen Spiel in der Königsklasse beim FC Sevilla ansteht. Da ist vor allem eine Einheit gefragt, die sich wehrt. Die Aussagen der Spieler klingen so, als habe sich in der kurzen Zeit unter Kohfeldt ein verschworener Haufen entwickelt. «Wir haben einen guten Weg eingeschlagen», sagte Torschütze Wout Weghorst. «Das Gefühl ist gut, der Trainer ist ein extrem wichtiger Schlüssel.»
«Wir müssen über 90 Minuten besser Fußball spielen
Kohfeldt hatte an diesem wechselhaften Nachmittag im trüben und feuchtkalten Ostwestfalen nach 60 schwachen Minuten und einem Rückstand durch die Gegentore von Masaya Okugawa (11. Minute) und Fabian Klos (54.) per Foulelfmeter ein glückliches Händchen. Der Belgier Dodi Lukebakio bereitete kurz nach seiner Einwechslung mit einem energischen Vorstoß das Abstaubertor von Wout Weghorst (62.) vor. Der Niederländer schließlich steckte knapp 60 Sekunden später zu Lukas Nmecha durch, der mit einem strammen Schuss in den Winkel vollendete (63.).
Fast hätten Maximilian Arnold und Sebastiaan Bornauw noch den Sieg herausgeschossen, doch Bielefelds Keeper Stefan Ortega verhinderte das (78./79.). «Wir müssen über 90 Minuten besser Fußball spielen, damit wir nicht in die Verlegenheit kommen, solche 30 Minuten zu brauchen», sagte Kohlfeldt fast philosophisch. Zeit, das Gesehene mit seinen Spielern gründlich aufzuarbeiten, bleibt dem Trainer nicht. Am Montag geht es nach Sevilla, am Dienstag dann ins Spiel. «Da werden wir uns merken, was heute war, und das in der längeren Trainingswoche nochmal thematisieren», sagte Kohfeldt, auch mit Blick auf das Heimspiel gegen Bayern-Verfolger Borussia Dortmund am kommenden Samstag.
Bielefeld «fleißig, präsent, willig, gierig und gallig»
Mehr Zeit zur Vorbereitung auf die nächste Aufgabe hat die Arminia, die von Trainer Frank Kramer für ihren Auftritt vor den 19.801 begeisterten Zuschauern in höchsten Tönen gelobt wurde. Die Spieler seien «fleißig, präsent, willig, gierig und gallig» gewesen. Wichtig ist das für das kommende Topspiel am Samstag beim FC Bayern. «Wenn wir als Arminia Bielefeld zum FC Bayern München fahren, wissen wir, was dort gefragt ist und dass das eine große Herausforderung ist», sagte Kramer.