Die Anreise zur Club-WM kann durchaus schwierig sein. Das erfuhr auch Welttrainer Thomas Tuchel, der nach positivem Corona-Test erst am Freitag in Richtung Finale seines FC Chelsea an diesem Samstag (17.30 Uhr/Sport1) in Abu Dhabi fliegen durfte.
Vor einem Jahr wurde das Mini-Turnier fast zur innerdeutschen Affäre, als der FC Bayern spät an einem Freitagabend nach einem Spiel bei Hertha BSC als großer Favorit Richtung Halbfinale in Doha fliegen wollte – aber nicht durfte.
Die Verantwortlichen des Hauptstadtflughafens BER ließen den Flieger um oder knapp nach Mitternacht nicht mehr abheben, die Anreise dauerte ewig und der Zorn war groß bei den Verantwortlichen des Rekordmeisters. Schließlich sollte diese Club-WM für ganz Deutschland gewonnen werden, was den Bayern dann auch gelang. So viel Aufmerksamkeit bekommt das FIFA-Turnier hierzulande selten.
Auf dem Papier lässt der Weltverband die sechs besten (oder zuletzt international erfolgreichsten) Vereine der sechs Konföderationen plus Gastgeber um einen gold-silbernen Pokal spielen. Club-Weltmeister, das klingt nicht schlecht. In der Realität ist das Ergebnis der Mini-WM aber seit Jahren vorhersehbar.
Kaum nicht-europäische Sieger
Der letzte nicht-europäische Sieger war 2012 Corinthians São Paulo aus Brasilien, der Champions-League-Sieger der UEFA ist meist viel zu stark für seine Pendants aus anderen Weltteilen. Chelsea mühte sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten zwar im Halbfinale zu einem 1:0 gegen den saudischen Club Al Hilal, bleibt aber auch am Samstag im Endspiel gegen Palmeiras São Paulo klarer Favorit. Mit Tuchel. Die Blues veröffentlichten am Freitagabend Bilder, die den ehemaligen Bundesliga-Profi beim Essen seiner Profis zeigten.
Die Londoner hoffen sehr auf den erstmaligen Gewinn der Club-WM, waren sie es doch, die Ende 2012 als letzter europäischer Verein ein Finale verloren. Und wenn ein Wettbewerb des Fußball-Weltverbands nicht mehr die große Spannung verspricht, kommt meist Gianni Infantino ins Spiel.
Geplante Reform gerät ins Stocken
Der umtriebige FIFA-Präsident hat längst eine Reform der Club-WM durchgedrückt, vor gut drei Jahren gegen den großen Widerstand der Europäer. «Das ist ein Meilenstein für die FIFA und ein Meilenstein für den weltweiten Clubfußball», hatte der Schweizer damals gesagt, als noch ein ominöses Milliarden-Angebot für die Beteiligung an neuen oder reformierten FIFA-Wettbewerben für großen Streit sorgte.
Nur ist die neue Club-WM mit 24 statt den derzeit sieben Mannschaften, die ein Highlight in den Sommermonaten sein soll, erst einmal aufgeschoben. Der Termin im Sommer 2021 musste wegen der in dieses Zeitfenster verschobenen Europameisterschaft aufgegeben werden. Als Ausrichterland steht China fest, das derzeit bei den Olympischen Winterspielen zeigt, dass die Null-Covid-Strategie bei Sportveranstaltungen zu größeren Organisationsproblemen führen kann.
Die Debatte über die Zukunft der Club-WM ist vielschichtig – grundsätzlich ist der Europäischen Fußball-Union UEFA das mögliche Konkurrenzprodukt zur eigenen Champions League nicht recht. Die FIFA scheint das Projekt nun aber auch hinter die Ambition zurückzustellen, die WM alle zwei statt alle vier Jahre auszurichten. Mit dieser gewaltigen, aber von etlichen einflussreichen Kritikern strikt abgelehnten Reform, wäre kaum mehr Platz im internationalen Spielkalender für eine große Club-WM im Sommer.