Der Hauptdarsteller des Münchner Gala-Abends hatte keine Zeit für noch mehr Werbung in eigener Sache.
Eric Maxim Choupo-Moting setzte väterliche Prioritäten. Eilig schritt der 33-Jährige mit seinem Sohn durch die Katakomben der Allianz Arena und vertröstete die ausnahmsweise speziell an ihm interessierten Reporter nach dem kraftvollen Fünf-Tore-Statement des FC Bayern München gegen den SC Freiburg in der Fußball-Bundesliga. «Er hat heute Geburtstag. Wir müssen los», sagte er mit Blick auf den neunjährigen Liam. Und weg waren sie.
Coupo-Mouting überzeugt in vorderster Linie
In 65 eindrucksvollen Minuten auf dem Platz hatte Choupo-Moting zuvor auch persönlich ein Ausrufezeichen gesetzt. Der Wenigspieler war für den weiter am Rücken lädierten Anführer Thomas Müller in die Startelf gerutscht und machte einfach mal den Lewy. Klar, Choupo-Moting ist kein Robert Lewandowski. Und er wird in seinem Profileben auch keiner mehr werden. Aber beim lustvollen 5:0-Torfest des Union-Berlin-Jägers FC Bayern gegen überforderte Freiburger bewies der Kameruner als Torschütze, Vorlagengeber und Anspielstation in vorderster Linie, welchen Mehrwert ein echter Mittelstürmer auch nach Lewandowski für das Bayern-Spiel haben kann.
Choupo-Moting war «der Zielspieler, der medial bei uns oft vermisst wird», wie Trainer Julian Nagelsmann spitz bemerkte, bevor er eine Eloge auf den von ihm meist als Joker verwendeten Choupo-Moting anstimmte: «Er hat es sehr gut gemacht. Sein Tor war herausragend, dazu zwei gute Vorlagen. Er ist ein guter Wandspieler gewesen. Er kann richtig gut Fußball spielen. Wir sind froh, dass wir ihn haben als zentrale Neun.»
Im kurzen DAZN-Interview gleich nach dem Spiel warb der so Gelobte um mehr Spielzeit, womöglich gleich am Mittwoch (20.45 Uhr) im DFB-Pokalspiel beim FC Augsburg, in dem Leroy Sané ausfallen wird. Der gerade als Zehner glänzende Nationalspieler hat sich gegen Freiburg einen Faserriss im Oberschenkel zugezogen.
«Es hat Spaß gemacht», sagte Choupo-Moting nach seiner starken Bewerbung um mehr Spielzeit: «Ich weiß, was ich kann und dass ich der Mannschaft helfen kann. Das weiß auch der Julian. Natürlich möchte ich weiter viel spielen», sagte der gebürtige Hamburger. An Selbstvertrauen mangelt es dem Angreifer nicht.
Salihamidzic: «Choupo war immer anspielbar»
Die Wertschätzung der Kollegen hat er. «Choupo ist in meinen Augen der beste Sohlenspieler. Er kann den Ball unglaublich gut festmachen und mit der Sohle spielen. Er hat ein Superspiel gemacht», sagte Offensivkollege Serge Gnabry. Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic lobte den Ersatzmann: «Choupo war immer anspielbar. Es war vorne eine Wand da. Er hat ein gutes Spiel gemacht, weiter so.»
Der spielstarke und robuste, aber auch oft verletzte Angreifer demonstrierte, «was er in der Box drauf hat», wie Leon Goretzka sagte. Die Diskussion um den fehlenden klassischen Neuner nach dem Weggang von Lewandowski nannte Goretzka dennoch «müßig». Begründung: «Wir werden den Kader jetzt nicht verändern. Und wir haben einen Top-Kader und genug Lösungen, um auch Tore zu schießen.»
Gegen Freiburg wurde Goretzkas These bestätigt. Neben Choupo-Moting trafen drei weitere Offensivspieler, Gnabry, Sané und Sadio Mané. «Das ist die Benchmark. Daran müssen wir uns jetzt messen lassen», sagte Salihamidzic. Auf die Tabelle schaut der Sportvorstand gerade nicht so gerne. Der Grund: «Wir sind noch nicht da, wo wir hingehören.»
Gemeint ist Platz eins. Den besetzt überraschend Union Berlin, mit vier Punkten Vorsprung auf die Jäger aus München. Die mögen diese Rollenverteilung nicht. Goretzka griff darum am Sonntagabend verbal schon mal an: «So wollen wir weiter marschieren und einiges in Fußball-Deutschland wieder gerade rücken.»