Inmitten des Jubels Tausender euphorischer Fans des AFC Wrexham schnappte sich Hollywoodstar Ryan Reynolds den silbernen Pokal für einen Kuss. «Alles, was ich (an)habe, riecht nach Champagner, Bier und Gras», schrieb der 46-Jährige über das kleine walisische Fußball-Märchen und fühlte sich «immer noch irgendwo zwischen Kichern und Schluchzen». Gut zwei Jahre nach der Übernahme des Traditionsclubs durch Reynolds und dessen Schauspiel-Kumpel Rob McElhenney stieg Wrexham am Samstag in die vierte englische Liga auf.
«Diese Stadt und dieser Sport gehören zu den romantischsten Dingen dieser Welt», schrieb Reynolds («Deadpool») in den sozialen Medien. Das 3:1 am vorletzten Spieltag der National League gegen den FC Boreham, das den Aufstieg perfekt machte, hatten die beiden Club-Besitzer aus Nordamerika emotional im Stadion verfolgt. «In der Hollywood-Scheinwelt ist nicht alles Gold, was glänzt», schrieb die BBC – im kleinen Wrexham, so die Schlussfolgerung, aber eben doch.
Der 1864 gegründete Club aus dem Nordosten von Wales hat schwere Zeiten hinter sich, der Einstieg der weltbekannten Investoren kam zum richtigen Zeitpunkt. Reynolds und McElhenney («It’s Always Sunny In Philadelphia») hatten das Projekt zur Herzensangelegenheit erklärt – entgegen der eher anonymisierten Geldgebergewohnheit im großen englischen Fußball. Dafür gab es sogar königliches Lob.
Königliches Lob
«Herzlichen Glückwunsch», schrieben Prinz William und Prinzessin Kate bei Twitter an den Verein «mit so einer erstaunlichen Geschichte, der sich auf eine aufregende Zukunft in der Football League freut». Das Thronfolgerpaar schloss mit: «Ihr habt Wales stolz gemacht.»
Der Fußball-Club aus der kleinen Stadt mit knapp 70.000 Einwohnern bezeichnet sich selbst als drittältesten auf der Welt und profitiert deutlich von dem Glanz und den Investitionen der beiden Filmstars. Am Samstag war Kumpel Paul Rudd («Ant-Man») mit von der Partie. «Ich bin nicht ganz sicher, ob ich das schon verarbeitet habe, was heute Abend passiert ist», sagte Reynolds dem Sender BT Sport. «Ich bin immer noch ein bisschen sprachlos.»
Die vierte Liga, die League Two, zählt in England zum Profifußball, für Wrexham endete eine 15-jährige Durststrecke. Bis zur Premier League mit den Giganten aus London und Manchester ist aber noch ein Stück. «Was mir gerade durch den Kopf geht ist, dass die Leute immer wieder am Anfang gefragt haben: warum Wrexham, warum Wrexham? Was jetzt gerade passiert, ist genau der Grund», sagte Reynolds. Auf dem Rasen tobte da schon die wilde Aufstiegsfeier. Welcher Fünftligaprofi kann schon von sich behaupten, dass Bilder von ihm derart um die (Fußball-)Welt gehen.
«Wir können ja hören, was es bedeutet für diese Stadt», sagte McElhenney unter dem Jubelgesang der Fans. «Dass wir das erleben dürfen und Teil dieser Community sind, ist die Ehre des Lebens für mich.» Wrexham ist bei noch einem ausstehenden Spiel nicht mehr vom ersten Platz der National League zu verdrängen. Der Hollywood-Club hat 110 Punkte und damit vier mehr als Notts County auf Rang zwei.