Auf der Baustelle in Dortmund gibt es markante Fortschritte, aber noch immer reichlich zu tun. Beim nächsten Versuch, näher an den FC Bayern München heranzurücken, soll der Kader weiter umgebaut werden.
Nach den Transfers von Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi nimmt Borussia Dortmund weitere Fußball-Profis ins Visier, die das Niveau anheben und dem Team eine neue leidige Mentalitätsdebatte ersparen sollen. Coach Marco Rose gab schon vor Tagen die Richtung vor: «Ziel ist es, eine Gruppe zu schaffen, die in der Lage ist, große Spiele zu gewinnen. Wir wollen uns so ausrichten, dass wir nach und nach die Chance habe, ganz oben anzugreifen.»
Peinliche und frühe Knockouts in Europa und im DFB-Pokal und die wachsende Distanz der Fans zur Mannschaft haben Spuren hinterlassen. Zu selten war der im Eingang zum Kabinentrakt an den Wänden festgehaltene Arbeitskodex «Bedingungsloser Einsatz», «leidenschaftliche Besessenheit», «Dienst an der Mannschaft» auf dem Platz auch zu sehen. «Ich hatte nicht das Gefühl, das die Mannschaft in diesem Jahr alles aus sich herausgepresst hat», klagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke unlängst bei einem «Ruhr Nachrichten» und im «Radio 91,2»-Talk.
Adeyemi: Bin kein Haaland-Nachfolger
Beim avisierten Umbau des Kaders ist Michael Zorcs Nachfolger Sebastian Kehl gleich in seinem ersten Jahr als Sportdirektor mächtig gefordert. Vorrangige Aufgabe in den kommenden Wochen ist die Suche nach einem Nachfolger für Torgarant Erling Haaland, der nach monatelangen Spekulationen zu Manchester City wechselt. Adeyemi will es nicht sein. «Es ist ähnlich wie in Salzburg, als ich in die erste Mannschaft gekommen bin. Zufälligerweise war es wieder Erling Haaland, wo die Leute denken, dass ich der Nachfolger bin – aber das will ich ausschließen, weil ich ein ganz anderer Spieler bin», kommentierte Adeyemi am Mittwoch in Salzburg.
In Dortmund gilt der 20-Jährige ohnehin eher als verspätete Antwort auf den Abgang von Jadon Sancho im vergangenen Sommer zu Manchester United. Deshalb werden weiterhin Namen wie Sebastian Haller (Ajax Amsterdam), Hugo Ekitike (Stade Reims) und Adam Hlozek (Sparta Prag) gehandelt. Kehl beschrieb das Anforderungsprofil für den vermeintlichen Haaland-Ersatz: «Wir brauchen eine hohe Verlässlichkeit, dass wir konkurrenzfähig sind. Tempo ist wichtig im modernen Fußball, wir brauchen aber auch ein gewisse Körperlichkeit.»
Ob der BVB auch auf anderen Positionen wie im defensiven Mittelfeld oder der linken defensiven Außenbahn nachbessert, wird vom Verkauf anderer Profis wie Nico Schulz oder Manuel Akanji abhängen. Gutverdiener Schulz gilt nach langem Reservistendasein als schwer vermittelbar, Innenverteidiger Akanji werden Kontakte zu Manchester United nachgesagt. Ob auch Raphael Guerreiro ein Verkaufskandidat ist, bleibt vorerst offen.
Keine Kampfansagen
Vermeintliche BVB-Wunschkandidaten wie Xaver Schlager (Wolfsburg), Ramy Bensebaini (Mönchengladbach) oder David Raum (Hoffenheim) wären wohl nur bei entsprechenden Transfererlösen zu finanzieren. Roman Bürki, Axel Witsel, Marcel Schmelzer, Reinier und Marin Pongracic stehen als Abgänge bereits fest.
Trotz der Transferoffensive hält sich Watzke mit Kampfansagen an den FC Bayern zurück. «Wir waren in den vergangenen zwölf Jahren zweimal Meister und sechsmal Vizemeister. Das fänden die 16 Vereine hinter uns bestimmt cool», sagte er mit Bezug auf die hohe Erwartungshaltung. Doch auch beim Geschäftsführer wächst die Sehnsucht nach einem großen Titel: «Zehn Jahre hintereinander derselbe Meister, das darf nicht ewig so weiter gehen.»