Wenn es in der Fußball-Bundesliga eine eigene Wertung für das Goldene Händchen gäbe, wäre Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic wohl weiter vorne zu finden.
Wieder einmal hatte er beim 2:0 (0:0) bei Werder Bremen einen Spieler eingewechselt, der gleich traf. Eine Minute nach seiner Einwechselung brachte der 18-jährige Jamie Bynoe-Gittens (67. Minute) sein Team in Führung. Es war das zehnte Joker-Tor der Westfalen in dieser Bundesliga-Saison. «Wer da alles nachgeschossen wird momentan in der 60. Minute, das ist schon ein Unterschied», sagte der zweite Dortmunder Torschütze Julian Brandt (85.).
Terzic ist überzeugt: «Das ist die Qualität des Kaders.» Er habe mehrfach betont: «Es wird Jungs geben, die für uns das Spiel starten, Jungs geben, die für uns das Spiel beenden und Jungs, die das Spiel für uns entscheiden.» Es sei extrem wichtig, «dass wir auf alle Gegebenheiten reagieren können».
Dortmund wirkt mental stabiler
Wie gut sein Kader ist, zeigt sich seit dem Ende der Winter- und WM-Pause. Der Sieg in Bremen war der sechste im sechsten Pflichtspiel des Jahres. Durch den Erfolg blieb der Rückstand der Westfalen auf Tabellenführer Bayern München bei drei Punkten. Vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen den FC Chelsea ist dem Team in der derzeitigen Form noch einiges in dieser Saison zuzutrauen.
Der gebürtige Bremer Brandt glaubt, dass der Aufschwung seiner Mannschaft viel mit der gewachsenen mentalen Stabilität zu tun hat. Rückschläge im Spiel würde sie besser verkraften. «Ich finde, wir befassen uns nicht mehr mit negativen Dingen», sagte der 26 Jahre alte Nationalspieler. «Wir machen einfach weiter, trotz alledem.»
In Bremen hatten vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion die Dortmunder nur wenig Rückschläge zu verkraften. In der ersten Halbzeit war es ein Spiel auf Augenhöhe. Nach der Pause setzte sich auch die individuelle Klasse der Gäste durch – und die Qualität des Bankpersonals. Nebenbei glückte die Revanche für das Last-Minute-2:3 in der Hinrunde mit drei Werder-Toren in den letzten sechs Minuten.
BVB will nicht abheben
Brandt warnt davor, den derzeitigen Flow weder über- noch unterzubewerten. «Wir haben eine Euphorie, die langsam entsteht», meinte der aktuell in Top-Form spielende Profi. «Wir müssen aber auch ehrlich zu uns selbst sein. Es gibt Themen, die wir noch besser machen können.»
An die Meisterschaft zu denken oder die Rolle als Bayern-Rivale anzunehmen, damit tun sich Terzic und Führungsspieler Brandt schwer. In dieser Euphorie müsse man aufpassen, dass man nicht überdreht, sagte Brandt. «Ich bin extrem froh, dass ich das momentan erlebe. Ich habe das Gefühl, dass wir eine Beständigkeit reinkriegen und eine Selbstverständlichkeit.»
Natürlich könne man jetzt mit breiter Brust herumlaufen, aber wir stehen am 20. Spieltag, sagte er und verwies auf seinen Trainer: «Edin hat das auch schon mal in einer Pressekonferenz gesagt: Wir müssen uns jetzt nicht besser machen, als wir sind. Wir sind nicht die beste Mannschaft der Welt. Da müssen wir halt etwas vorsichtig sein.»