Bundesliga-Rekordschiedsrichter Felix Brych will nach seinem bevorstehenden Karriereende mit Robert Hoyzer über den Manipulationsskandal vor 20 Jahren sprechen. Es sei ein großer Schock gewesen, sagte der 49-Jährige dem Magazin «Spiegel»: «Der Nimbus der Unparteiischen wurde damals zerstört, und ich war mittendrin. Wir alle standen plötzlich unter Generalverdacht. Eine schwierige Zeit.» Hoyzer hatte im August 2004 das DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV manipuliert.
Er habe eine solche Leere gespürt, «weil ich nicht wusste, wie es mit unserer Zunft weitergeht», erklärte Brych, der in jenem Jahr Bundesliga-Schiedsrichter geworden war. «Ich würde gern mal mit Robert Hoyzer darüber reden. Ich kann und konnte nicht verstehen, wie er seine potenziell große Karriere auf diese Weise aufs Spiel gesetzt hat. Bislang war dafür noch keine Zeit, ein Gespräch während der aktiven Laufbahn könnte als anrüchig angesehen werden.»
Wunsch für das letzte Spiel
Der zweimalige Weltschiedsrichter Brych beendet nach dieser Saison seine Karriere. In der Bundesliga ist er mit 356 Einsätzen der Rekord-Referee. Er sei «nicht mehr so kompetitiv», betonte der Münchner. Zu seinem Abschied wünscht er sich ein Spiel, bei dem es um nichts mehr geht. «Denn ich will es einfach nur genießen.»
WM 2018 stürzt Brych in die Krise
Sein schwierigstes Spiel sei das Duell zwischen der Schweiz und Serbien bei der WM 2018 gewesen, danach hatte ihn der serbische Trainer Mladen Kristajic vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gewünscht. «Dieses Spiel hat mich in eine tiefe Krise gestürzt», sagte Brych und räumte eigene Fehler ein. Er habe sich bei seinem vermeintlichen Karrierehöhepunkt nicht wie gewohnt auf das Spiel vorbereitet. Während er zuvor sogar Psychogramme von Spielern erstellt hatte, habe er damals auf dem Feld einige Spieler nicht gekannt.
«Ich war in meinen Spielleitungen nicht mehr locker und souverän. Es war wie in einer Waschmaschine, es hat sich immer weitergedreht, und ich bin nicht rausgekommen», erklärte Brych. Das habe ihn ein Jahr gekostet.
Er habe in seiner Karriere versucht, ein Verhältnis zu den Großen der Branche aufzubauen. «Man darf denen nicht zu nah kommen, weil es ihre Bühne ist und nicht meine», berichtete der Schiedsrichter über Begegnungen mit Stars wie Zlatan Ibrahimovic.