Oliver Bierhoff hat das Aus als Direktor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach eigener Aussage längst überwunden. «Mir geht es gut», sagte der 55-Jährige im Interview der «Welt am Sonntag»: «Nach 35 Jahren Fremdbestimmung durch den Fußball habe ich die Freiheiten genossen.»
Bierhoff, der inzwischen als Berater beim amerikanischen Football-Team New England Patriots arbeitet, ist dennoch ein wenig enttäuscht, wie sein Abschied nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar abgelaufen ist. «Es gab viele Dinge und Verhalten von Menschen, mit denen ich auch heute nicht einverstanden bin», gab der Europameister von 1996 zu: «Aber ich kenne das Geschäft und nehme das Ganze nicht persönlich.»
Oft Prellbock beim DFB
Schon vor der WM habe er gewusst, dass viel Kritik auf ihn einprasseln werde. «Ich war mir meiner Rolle – oft als Prellbock – immer bewusst und habe das letztlich nüchtern betrachtet: Ich wollte immer Verantwortung übernehmen, Projekte gestalten und Entwicklungen vorantreiben – dann muss ich für das Gesamtergebnis auch die Verantwortung übernehmen.»
Nach dem frühen Knockout mit dem DFB-Team in Katar habe er nicht nur Wut und Enttäuschung verspürt, sondern vor allem Fassungslosigkeit, berichtete Bierhoff. «Es ist unglaublich, dass wir trotz einer gewissen Qualität nicht erfolgreich waren.»
Diese Entwicklung sei immer noch nicht gestoppt worden, meinte der frühere Stürmer. Viele Spieler würden sich «ab dem Moment, wenn es in einem Spiel schwierig wird oder Fehler passieren, verlieren und zu sehr mit sich selbst» beschäftigen, meinte er: «Hier fehlt es dann auch an einer klaren Führungshierarchie.»