Oliver Bierhoff nahm die Frage eines britischen Journalisten mit Humor. «Ich weiß nicht, ob wir Deutschen euch Engländer im Biertrinken nachstehen», antwortete der DFB-Geschäftsführer, als es wieder um die alkoholhaltigen Kaltgetränke ging, die während der WM in Katar in Stadionnähe nicht mehr ausgeschenkt werden dürfen.
Fast zeitgleich versuchte es auch Gianni Infantino mit Humor. Ein Fußballspiel ohne Bier, da denke er, «dass man das überleben kann», sagte der FIFA-Präsident.
Bier-Verbot erhitzt die Gemüter
Das erst am Freitag, zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel zwischen Katar und Ecuador, ausgesprochene Verbot, das im Kern weit über die Bier-Frage hinausgeht, erregt weiterhin die Gemüter. Urheber ist klar der streng islamische WM-Gastgeber, in dessen Land Alkohol zwar nicht grundsätzlich verboten, der Kauf aber nur sehr eingeschränkt und für vergleichsweise viel Geld möglich ist. Infantino betonte während seiner Pressekonferenz in Al-Rajja, die Entscheidung sei «gemeinsam» mit der FIFA getroffen worden.
«Das ist nicht das Wichtigste für mich bei einer WM, wenn es so wäre, würde ich zurücktreten und zum Strand gehen», sagte der Schweizer. Es gebe in und um die Hauptstadt Doha 200 Stellen, wo Alkohol erhältlich sei. In und um die Stadien wird aber nun nur alkoholfreies Bier des Großsponsors Anheuser-Busch (AB InBev) ausgeschenkt. «Jede Entscheidung, die getroffen wird, ist eine gemeinsame Entscheidung der FIFA und von Katar», sagte Infantino. «Jede Entscheidung wird diskutiert und gemeinsam getroffen.»
Mit dem US-Braukonzern habe sich der Weltverband grundsätzlich auf eine Verlängerung der Partnerschaft bis 2026 geeinigt, sagte Infantino. Dann findet die WM in den USA, Mexiko und Kanada statt. Der FIFA-Präsident verwies darauf, dass auch in einigen europäischen Ländern in den Stadien kein Alkohol ausgeschenkt wird. In Deutschland kann der Verkauf eingeschränkt werden, beispielsweise bei Risikospielen.
Kurzfristige Entscheidung
Die Kritik war allerdings weniger wegen des Biers an sich und mehr wegen der Kurzfristigkeit der Entscheidung aufgekommen, die Neubewertungen auch bei anderen, entscheidenderen Fragen befürchten lässt. Fan-Organisationen brachten die Sicherheitsgarantien für homosexuelle WM-Besucher ins Spiel.
«So eine kurzfristige Entscheidung ist unglücklich», sagte Bierhoff. Er könne das nicht ganz nachvollziehen, insbesondere «zum jetzigen Zeitpunkt». Auch DFB-Kapitän Manuel Neuer äußerte, dass es die Spontanität sei, die die Fans verärgere. Es wäre besser gewesen, es vorher zu wissen.