Giesing bebt. Nach dem vorläufigen Kader-Rauswurf von Kapitän Sascha Mölders beim Fußball-Drittligisten TSV 1860 München wird über die Hintergründe der Entscheidung spekuliert.
Seine Fitness? Seine Nebentätigkeiten? Seine forsche Art? Die Fans reagieren teils empört über die Club-Entscheidung vom Montag. «Unser Fußballgott wurde aus unserem geliebten Verein geschmissen», schrieb eine Instagram-Nutzerin. Der Geschäftsführer Sport, Günther Gorenzel, sprach von einem Missverständnis.
Die Fans lieben die «Wampe von Giesing»
Seit seinem Wechsel 2016 zu den «Löwen» hat sich Mölders dort zu einer Vereinsikone entwickelt. Die Fans lieben den Oldie. Vielleicht auch, weil er so anders ist als seine Kollegen und sich nach einem Sieg auch gerne mal mit Bratwurst und Weißbier belohnt. Als «Wampe von Giesing», wie sich Mölders mit Blick auf seinen Bauchansatz selbst vermarktete, erlangte der 36-Jährige überregional Kultstatus. Die Nachricht, dass der Verein nach «einer fortlaufenden Analyse der Entwicklung der vergangenen Wochen» bis auf Weiteres ohne Mölders plane, schockte die Fans – und Mölders selbst.
«Es hat nie eine Suspendierung gegeben»
Gorenzel versuchte, die Wogen zu glätten. «Es hat nie eine Suspendierung gegeben und eine Suspendierung stand nie im Raum», sagte der Österreicher in einem auf Youtube veröffentlichten Video. Trainer Michael Köllner habe Mölders lediglich mitgeteilt, dass er aufgrund der sportlichen Leistung «in den nächsten zwei Spielen» nicht mit dem «Löwen»-Angreifer plane.
Zudem habe Köllner vorgeschlagen, dass Mölders vorerst individuell trainiere, um sich wieder «in Verfassung zu bringen», berichtete Gorenzel weiter. «Sascha hat das dann so aufgefasst, dass der Trainer mittelfristig überhaupt nicht mehr mit ihm plant». Das habe aber nie zur Diskussion gestanden. Es sei dann entschieden worden, dass Mölders vorerst gar nicht am Training teilnehmen soll. «Auch nicht in der Form, wie es Michael Köllner vielleicht geplant gehabt hätte», sagte Gorenzel.
Erst fünf Saisonsiege auf dem Konto der Münchner
Intern hatte sich der Krach angebahnt. Wie die «Abendzeitung» berichtete, soll der Ex-Bundesligaspieler mehrfach mit Mitspielern und Vereinsverantwortlichen aneinandergeraten sein. Daneben sollen auch Mölders Nebentätigkeiten den Verein gestört haben. Gorenzel selbst, so sagte er, habe Mölders am Vortag nahegelegt, die Tätigkeiten als TV-Experte und Kolumnist «zurückzuschrauben» und sich «ausschließlich auf den Fußball zu konzentrieren».
Sportlich verlief die aktuelle Saison für den Tabellenzwölften aus München und auch seinen Kapitän bislang enttäuschend. Fünf Tore in 18 Spielen stehen aktuell auf Mölders‘ Konto, nachdem der Angreifer vergangene Saison noch mit 22 Toren Torschützenkönig in der 3. Liga geworden war. Auch am Wiederaufstieg nach dem Absturz in die Regionalliga 2017 hatte Mölders mit seinen Toren großen Anteil.
Die Vereinsentscheidung sorgt für weitere Unruhe im Traditionsclub, in dem es ohnehin schon lange rumort. Mit Aufstiegsambitionen in die Saison gestartet, holten die Münchner bislang erst fünf Saisonsiege. Dazu kommt nun der Krach um Mölders. «Ich bin jetzt dabei, Lösungen zu suchen und Emotionen rauszunehmen», sagte Gorenzel.