Nach ihrem meisterlichen Titel-Statement zogen die Bayern-Stars um Geburtstagskind Jamal Musiala vor die Fan-Kurve und hüpften zu den Gesängen ihrer begeisterten Anhänger.
Die Münchner Dauer-Champions haben im spannendsten Titelkampf seit Jahren meisterlich zurückgeschlagen und den Angriff von Borussia Dortmund auf den Bundesliga-Thron gekontert. Im Topspiel gegen den 1. FC Union Berlin feierten die Bayern ein mächtiges 3:0 (3:0). «Die Art und Weise ist schon ein Gradmesser für uns selber», sagte Bayern-Coach Julian Nagelsmann beim Streamingdienst DAZN sichtlich zufrieden: «Es geht darum, unserem eigenen Anspruch gerecht zu werden.»
Die offensive Spielfreude krönte sein Fußball-Starensemble vor 75.000 Zuschauern in der Allianz Arena durch Tore von Eric Maxim Choupo-Moting (31. Minute), Kingsley Coman (40.) und Musiala (20) in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Auch zur Freude des Bayern-Vorstandvorsitzenden Oliver Kahn. «Das war ein wichtiger Moment in der Saison. Dortmund hatte sich für 24 Stunden auf Platz 1 gespielt. Und es war wichtig, dass wir auf Platz eins bleiben – für alle», sagte Kahn und mahnte: «Ausrutscher werden wir uns nicht mehr erlauben können.»
Union hält zunächst gut dagegenn
«Wir waren heute nicht mehr Tabellenführer vor Spielbeginn, dementsprechend musste was passieren», betonte Kapitän Thomas Müller: «Und ich glaube, das war ein guter erster Schritt.» Das müssten seine Bayern nun aber jede Woche wieder liefern. «Das war ein kleiner Anfang, wie wir Fußball spielen wollen», betonte Müller.
Die Bayern (46 Zähler), die nach Angaben von Nagelsmann unter der Woche auch einen Teamabend hatten, führen die Tabelle dank der deutlich besseren Tordifferenz auch nach dem 22. Spieltag vor dem BVB und Union (43) an. «Deutscher Meister wird nur der FCB», skandierten die entzückten Bayern-Anhänger im Münchner Schneetreiben.
Die Berliner konnten den Bayern-Express bei ihrer ersten Niederlage 2023 nur in der ersten halben Stunde halbwegs aufhalten. Nach dem ersten Gegentor fehlte dem erstaunlichen Bayern-Jäger jedoch die Energie zur Gegenwehr. Nur drei Tage nach dem Kraftakt beim großen Erfolg in der Europa League gegen Ajax Amsterdam überraschte das nicht.
Bayern überlegen, Rönnow verhindert mehr
«Wenn du nach München fährst und was mitnehmen willst, musst du einfach rotzfrech auftreten. Das haben wir teilweise in der ersten Halbzeit nicht geschafft und dann gehst du hier einfach unter», betonte Unions Mittelfeldantreiber Rani Khedira. «Heute waren wir chancenlos, wenn wir ehrlich sind», sagte Mitspieler Robin Knoche. «Es waren zwei, drei Klassen Unterschied», räumte Coach Urs Fischer ein.
Der gute Union-Torwart Frederik Rönnow verhinderte nach der Pause mit einigen Paraden wie gegen den agilen, aber im Abschluss glücklosen Müller (73.) oder Alphono Davies (86.) sogar noch Schlimmeres für die Eisernen. In der Bundesliga bahnt sich zum Start ins letzte Saisondrittel ein packendes Titelduell zwischen den Bayern gegen BVB an.
Eine Woche nach seiner verbalen Entgleisung gegen das Schiedsrichterteam nach der Niederlage in Mönchengladbach konnte sich Nagelsmann diesmal am Spiel seiner Mannschaft erfreuen. Er bekam, was er sehen wollte. Eine Machtdemonstration seiner Stars, die zwar eine gewisse Anlaufzeit brauchten, aber dann ihre Tore sehenswert heraus kombinierten.
Routiniers machen den Unterschied
Joshua Kimmich war mit klugen Pässen der Chef im Mittelfeld. Der beim 2:3 in Gladbach noch verletzt fehlende und schmerzlich vermisste Coman war ein ständiger Aktivposten. Und Routinier Müller demonstrierte seinen Wert nicht nur mit zwei Torvorlagen. «Eine gewisse Achse ist wichtig, da ist Thomas ein Teil davon», hatte Nagelsmann vor dem Anpfiff beim Streamingdienst DAZN gesagt. Nach der Pause kam auch Stürmerstar Sadio Mané nach mehr als drei Monaten Verletzungspause zu einem Comeback. Er fügte sich gut ein.
Union-Coach Fischer hatte mit «gereizten» Bayern gerechnet – und wurde bestätigt. Seinen Spielern fehlte die körperliche und mentale Frische gegen ausgeruhte Münchner, die oftmals handlungsschneller waren und sich in entscheidenden Zweikämpfen durchsetzten.
So entsprang das zweite Bayern-Tor einem energisch gewonnenen Kopfball von Abwehrspieler Matthijs de Ligt. Müller leitete den Ball weiter in Comans Lauf, der bei zeitweisem Schneetreiben eiskalt vollendete. Zuvor hatte Unions Aissa Laidouni die einzige Chance, dem Spiel noch eine Wende zu geben. Sein Volleyschuss flog über das Tor (37.). Nach der Pause schaffte es Union mit Glück und Rönnow, den Schaden in Grenzen zu halten.