Am Ende sprachen bei Bayer Leverkusen wieder viele über Glück und Pech. «Das Spielglück war heute nicht auf unserer Seite», sagte Trainer Gerardo Seoane. «Wir müssen daran arbeiten, das Glück zu erzwingen», erklärte Sportchef Simon Rolfes.
Und es lag ja auch nahe. Das einzige Tor beim 0:1 beim FC Brügge resultierte aus einem halben Eigentor, während die Werkself einen Pfostenschuss und zwei wegen Abseits aberkannte Tore verbuchte. Das Spiel hätte also auch andersherum enden können. Doch so einfach ist es nicht.
Pech kann eine Erklärung für eine Niederlage sein. Vielleicht auch für zwei. Aber eher nicht für sechs in sieben Spielen. Und das mit einer solch hochbegabten Mannschaft. Im Pokal beim Drittliga-Aufsteiger, in der Liga daheim gegen den Sechsten, Neunten und Vierzehnten des Vorjahres. Und nun in der Champions League bei der Nummer 44 in Europa, die in neun Versuchen nie die Vorrunde überstand.
Seoane hat noch Rückendeckung
Kult-Trainer Hermann Gerland hatte zu seiner Zeit beim FC Bayern das Gerede über den Bayern-Dusel mit den schönen Worten kommentiert: «Immer Glück ist Können.» Bliebe die Frage, was immer Pech ist. Fehlende Qualität vielleicht. Oder ein Kopfproblem. Ersteres ließe sich schwerlich beheben. Letzteres schon. Doch dann landet man in der Analyse automatisch irgendwann beim Trainer.
Eben jener Trainer, Gerardo Seoane, muss sich aktuell wohl noch nicht ernsthaft um seinen Job sorgen. Alle entsprechenden Nachfragen kommentierte Rolfes mit einem stoischen «Nein». Der Schweizer zehrt noch von der guten Vorsaison, von seinem guten Verhältnis zur Mannschaft und davon, dass er menschlich in der Führungsriege sehr geschätzt wird. Doch die Frage ist: wie lange noch? Vor der Länderspiel-Pause sollte er in den Spielen bei der Hertha, in der Champions League gegen Atlético Madrid und gegen Bremen punkten. Nicht nur, weil in Domenico Tedesco und Thomas Tuchel seit Mittwoch zwei Trainer auf dem Markt sind, an denen Bayer in der Vergangenheit schon mal Interesse zeigte.
«Diese Niederlage tut weh», sagte Seoane am Mittwochabend in Belgien. «Die Mannschaft hat in den letzten Wochen ein anderes Gesicht gezeigt. Aber der Aufwand wurde nicht belohnt.» Das stimmt. Doch am Ende gibt es nur eine Wahrheit: Ergebnisse. «Wir spielen Fußball, um Spiele zu gewinnen», sagte Rolfes. Und das sollte bald passieren.