Xabi Alonso ging mit einem Lächeln auf den Platz, um seinen Spielern zu Bundesliga-Rekord und Vereinsbestmarke zu gratulieren. Auf der Tribüne nickte der große Fußball-Philosoph Jorge Valdano anerkennend.
Bayer Leverkusen wird mehr und mehr zu einem echten Titelaspiranten und zum größten Kontrahenten des Rekordmeisters FC Bayern. Beim 4:0 (1:0) über den bedauernswerten 1. FC Union Berlin setzte die weiter ungeschlagene Mannschaft von Trainer Alonso ihren Höhenflug fort und stellte mit sieben Siegen in Serie den Vereinsrekord ein.
Ungeachtet der Reisestrapazen nach dem Europa League-Erfolg drei Tage zuvor bei Karabach Agdam (1:0) in Baku bot der Bundesliga-Tabellenführer eine souveräne Vorstellung und kam vor 29.387 Zuschauern in der ausverkauften BayArena nach Treffern von Alejandro Grimaldo (23.), Odilon Kossounou (56.), Jonathan Tah (73.) und Nathan Tella (83.) zum zehnten Erfolg in der elften Partie.
Bestmarke von Guardiola eingestellt
31 Punkte nach elf Spielen gelangen bislang nur Pep Guardiola als Bayern-Coach 2015/16 – mit Alonso als Spieler. «Hervorragend. Als Tabellenführer in die Länderspielpause zu gehen, das ist sehr, sehr gut», beschrieb Nationalspieler Jonas Hofmann das Hochgefühl. Alonso will die Unterbrechung auch nutzen, «um zu realisieren, was wir gemacht haben.»
Dagegen hält der dramatische Abwärtstrend der Berliner auch nach dem 1:1-Achtungserfolg in der Champions League bei der SSC Neapel weiter an. In Leverkusen mussten die Eisernen die bereits neunte Bundesliga-Niederlage in Serie hinnehmen und stürzten auf den letzten Tabellenplatz ab. Ein weiteres Alarmsignal: 419 Minuten ohne Torerfolg gab es für Union im Fußball-Oberhaus noch nie.
Union-Kapitän warnt vor Absturz
Die andauernde Misere dürfte den Druck auf Trainer Urs Fischer weiter erhöhen, auch wenn die Fans in erstaunlicher Treue zu ihm halten. Manager Oliver Ruhnert blickte auf der Bank nach dem Schlusspfiff ins Leere. «Wir müssen uns in sehr vielen Bereichen verbessern, ansonsten wird es schwierig, die Klasse zu halten», sagte Kapitän Christopher Trimmel. Und Fischer machte klar: «Wenn du im Abstiegskampf spielst, brauchst du eine andere Körpersprache, eine andere Mentalität.»
In der Hoffnung auf eine ähnliche couragierte Vorstellung seines Teams wie in Neapel vier Tage zuvor vertraute Fischer der nahezu gleichen Startelf. Nur Axel Kral ersetzte den gesperrten Rani Khedira. Das konnte jedoch nicht verhindern, dass die Werkself von Beginn an die Regie übernahm. Der Druck der Leverkusener nahm stetig zu. Der sehenswerte Fernschuss des unlängst erstmals für die spanische Nationalelf nominierten Grimaldo aus halblinker Position senkte sich in den Torwinkel und bescherte dem Spitzenreiter die Führung.
Bayer drückt aufs Tempo, Union selten gefährlich
Das hohe Tempo und das gekonnte Kombinationsspiel der Leverkusener bereiteten den Berlinern große Probleme. Die wenigen Versuche, mit eigenen Angriffen für Entlastung zu sorgen, verpufften zumeist wirkungslos. So entwickelte sich eine einseitige Partie mit klaren Vorteilen für den Gasteber. Allerdings verpasste der es, daraus mehr Kapital zu schlagen. Chancen durch Kossounou (27.) und Florian Wirtz (45.), auf 2:0 zu erhöhen, blieben ungenutzt. Dagegen näherten sich die Eisernen nur einmal vor der Halbzeit dem Bayer-Tor an. Der Kopfball von Janik Haberer (43.) war kein Problem für Torhüter Lukas Hradecky.
Nach Wiederanpfiff drückte die Alonso-Elf weiter aufs Tempo – und wurde schnell belohnt. Eine Ecke von Hofmann beförderte Abwehrspieler Kossounou per Kopfball ins Netz. Angesichts der großen Überlegenheit schien damit bereits die Vorentscheidung gefallen zu sein. In der restlichen Spielzeit bereitete es den Leverkusenern wenig Mühe, die Führung nicht nur zu verwalten, sondern durch die Treffer von Tah und Tella noch auszubauen.