Xabi Alonso hatte an dem nächsten Leverkusener Rückschlag sichtlich zu knabbern. Nach zuvor fünf Siegen am Stück geht die Rückrunde wieder genauso los wie die Hinserie: mit zwei Pleiten.
«Wir wissen jetzt noch mehr, dass es schwer wird, unsere Ziele zu erreichen. Es gibt noch viele Punkte zu holen, aber der Abstand wächst», sagte der frühere spanische Welt- und Europameister nach dem 0:1 in der Fußball-Bundesliga beim FC Augsburg mit betonter Sachlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Platz im internationalen Geschäft sinkt.
Einen Matchwinner à la Mergim Berisha hätte der im Oktober als Bayer-Cheftrainer verpflichtete Alonso sicher auch gerne in seinen Reihen gehabt. Der U21-Europameister köpfte nach einem Eckball des erneut stark aufspielenden Neuzugangs und mit 13 Kilometern herausragenden Arne Engels (19) zum Siegtor ein. «Der Ball kam super und es freut mich, dass ich der Mannschaft mit dem Tor helfen konnte», sagte Berisha über den nächsten Big Point im Kampf um den Klassenerhalt.
Berisha sorgt für den Augsburger Heimsieg
Es war – allerdings auch ohne große Leverkusener Gegenwehr – sein fünftes 1:0 in einem FCA-Heimspiel in dieser Saison. Und das dritte Mal, dass Augsburg dank ihm einen 1:0-Sieg feierte: FC Bayern München, Borussia Mönchengladbach und jetzt Bayer Leverkusen – immer glänzte der 24-Jährige gegen namhafte Teams.
«Ich glaube, es gibt wenig bessere Neuner, die wir in Deutschland haben», sagte Augsburgs Trainer Enrico Maaßen. Manager Stefan Reuter berichtete davon, dass Flick-Assistenztrainer Marcus Sorg beim nasskalten Spiel vor Ort gewesen sei. «Dass Mergim irgendwo im Blickfeld ist, ist vollkommen normal», sagte der Weltmeister von 1990. «Er hat außergewöhnliche Qualitäten vor dem Tor.» Ob das auch Bundestrainer Hansi Flick so sieht?
In 13 Länderspielen für die U21 erzielte Berisha nur einen Treffer, doch der von Fenerbahce Istanbul ausgeliehene Stürmer hat in Augsburg wichtige Entwicklungsschritte genommen. Schon im Vorfeld der WM 2022 galt er als Kandidat für den erweiterten Turnierkader, doch die Gelb-Rote Karte beim Sieg auf Schalke brachte ihn etwas aus dem Fokus. «Er hat sich jetzt selber in eine sehr gute Verfassung gebracht», lobte Reuter. «Dass er außergewöhnliche Qualitäten vor dem Tor hat, das wussten wir.» Aber wichtig, das hob auch Maaßen besonders hervor, sei eben auch die Arbeit nach hinten.
Schick «noch nicht komplett fit»
Nach dem Rückstand erweckten die Leverkusener vor 27.318 Zuschauern nicht den Eindruck, dass sie dieses Spiel noch drehen würden. Ein «bisschen fantasielos» fand Torhüter Lukas Hradecky die Offensivbemühungen, eine «gewisse Abgezocktheit» habe gefehlt. Der schmerzlich vermisste Stürmer Patrik Schick hätte dem Bayer-Auftritt da sicher gutgetan, doch dessen Rückkehr verzögert sich weiter. «Patrik fühlt sich besser, aber ist noch nicht komplett fit», sagte der frühere Bayern-Profi Alonso. Schick, im Vorjahr mit 24 Treffern zweitbester Torschütze der Bundesliga, hat wegen Leistenproblemen seit dem 1. November kein Pflichtspiel mehr absolviert.
Der nach gut einer Stunde eingewechselte Nationalspieler Florian Wirtz (19), der nach seinem Kreuzbandriss dosiert an dauerhafte Einsätze herangeführt werden soll, konnte gegen das Augsburger Kollektiv keine entscheidenden Impulse setzen. «Er kann noch nicht alle Minuten spielen, wir müssen das kontrollieren», sagte Alonso. Wirtz hatte zuletzt erstmals seit elf Monaten wieder in der Startelf der Leverkusener gestanden.