Angeführt von Elfmetertorschütze Gareth Bale schritten die abgekämpften Waliser vor ihre Fans und ließen sich für das Unentschieden beim ersten WM-Auftritt seit 64 Jahren feiern. Mit einem späten Treffer vom Punkt hatte Kapitän Bale doch noch für Partystimmung gesorgt.
Der Stürmerstar verhalf damit den Dragons («Drachen») zu einem 1:1 (0:1) gegen die USA. «Ich bin ziemlich glücklich, besser hätte es kaum laufen können», sagte de 33-Jährige, der nach der Partie zufrieden seine Mannschaftskameraden abklatschte. «Die Jungs haben gefightet wie die Löwen», befand Bale.
Die lange überlegenen Amerikaner waren im Ahmad bin Ali Stadion von Al-Rajjan durch Timothy Weah, dem Sohn des früheren liberianischen Weltfußballers George Weah, in der 36. Minute in Führung gegangen. Bale gelang in der 82. Minute der Ausgleich mit einem verwandelten Foulelfmeter. Die US-Boys konnten ihre Enttäuschung über den verpassten Sieg nicht verbergen. «Wir müssen den Kopf oben lassen und uns auf das nächste Spiel konzentrieren. Wir haben einen Punkt mitgenommen und das ist gut», sagte Kapitän Tyler Adams.
Intensive, aber nicht hochklassige Partie
43.418 Zuschauer sahen eine intensive, aber nicht hochklassige Partie der Gruppe B der Weltmeisterschaft in Katar. Mit bewegter Miene lauschte Bale vor dem Anpfiff der Nationalhymne seines Landes, lautstark mitgesungen von den Fans in Rot. Die Waliser standen zwar 2016 im EM-Halbfinale, spielten aber zuletzt 1958 ein WM-Turnier, als sie im Viertelfinale am späteren Titelgewinner Brasilien scheiterten. Der 33 Jahre alte Stürmerstar und frühere Real-Madrid-Profi kannte den Gegner nur zu gut: Mit seinem neuen Club Los Angeles FC wurde er kürzlich US-Meister.
Bale sah als ziemlich einsamer Angreifer, wie seine Hintermannschaft gleich mal in Bedrängnis geriet. Keeper Wayne Hennessy musste erst einen Kopfball seines eigenen Vordermanns Joe Rodon abwehren, dann traf der Ex-Bremer Josh Sargent den Außenpfosten. Der Profi von Norwich City stürmte gemeinsam mit Weah und dem Ex-Dortmunder Christian Pulisic vom FC Chelsea.
Das Team von US-Coach Gregg Beerhalter, einst Kapitän bei Energie Cottbus und 1860 München, suchte energischer den Weg nach vorne. Dabei fiel der Ex-Schalker Weston McKennie nicht nur durch die amerikanischen Nationalfarben im Haar auf, sondern auch durch hartes Einsteigen.
Die Amerikaner wirkten spritziger
Der walisische Trainer Rob Page bot gleich sechs Defensivspieler auf – Bale und Co. fanden in der ersten Halbzeit kaum statt in der Offensive. Auf der Gegenseite brachte dann der immer mehr aufdrehende Pulisic mit einem herrlichen Steilpass Weah in Position: Der 22-Jährige schoss den Ball an Hennessy vorbei zur Führung.
Die WM 2018 in Russland hatte die US-Auswahl, diesmal angeführt vom ehemaligen Leipziger Tyler Adams als Spielführer, verpasst. Bei ihrer Rückkehr auf die internationale Bühne mit gleich 25 WM-Debütanten wirkten die Amerikaner einfach beweglicher und spritziger als ihre Gegenspieler, fanden aber auch selten Lücken in der Fünferkette von Wales. Giovanni Reyna von Borussia Dortmund hoffte vergebens darauf, als Einwechselspieler noch zum Zug zu kommen.
Das Bale-Team verlagerte das Spiel dann immer öfter in die gegnerische Hälfte: Bei Kopfbällen von Ben Davies und Kieffer Moore nach einer guten Stunde hatten die Wales-Anhänger hinter dem US-Tor schon die Arme zum Jubeln halb hochgerissen, doch der Ball ging erst rein, als Bale den an ihm verschuldeten Strafstoß verwandelte.