Marco Roses Miene wurde gut 24 Stunden vor dem Königsklassen-Highlight gegen Manchester City ernst. Bei aller Vorfreude auf das Achtelfinale hatte der Trainer von RB Leipzig eine nur semi-gute Nachricht zu verkünden.
Sein gerade erst genesener Unterschiedsspieler Christopher Nkunku musste das Abschlusstraining abbrechen, kann am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) nicht in der Startelf stehen. «Christo hat muskulär reagiert auf den Einsatz in Wolfsburg. Wir werden ihn nicht von Anfang an bringen. Wir müssen schauen, wie es ihm geht», sagte der 46-Jährige. Dabei soll Nkunku in dem ungleichen Duell Leipzigs X-Faktor werden, sozusagen die Antwort auf Citys Wunderstürmer Erling Haaland.
«Wir müssen leidensfähig sein, aber dürfen das nicht als Leiden empfinden. Es muss Spaß machen, den Ball zu jagen», gab Rose vor. Wenige Stunden zuvor flachste sein Star Nkunku noch zum Auftakt des Abschlusstrainings mit seinen Kollegen, war bestens gelaunt. ««Ich bin bereit für das Spiel und hoffe, wir können in unserem Stadion etwas Großartiges schaffen», sagte der französische Nationalspieler. Am Samstag in Wolfsburg hatte er nach fast 100 Tagen Verletzungspause sein Comeback in Wolfsburg gegeben, am Dienstag plagten ihn dann muskuläre Probleme. Somit ist davon auszugehen, dass Nkunku seiner Mannschaft nur als Joker helfen kann.
Rose schwärmt von Nkunku
Seine Mitspieler – vor allem die in der Abwehr – zerbrechen sich bis zum Anpfiff den Kopf darüber, wie man Erling Haaland stoppt. Aber auch die Kollegen aus Manchester sollten dies in der Causa Nkunku tun. Haalands Bilanz gegen Leipzig mit sechs Toren in vier Spielen klingt schon beeindruckend, doch Nkunku steht dem umgekehrt in nichts nach. Nach zwei Spielen gegen den englischen Meister steht seine persönliche Bilanz bei drei Treffern – für die er nur das 3:6-Spektakel im September 2021 benötigte.
In dieser Saison steht der 25-Jährige nach 24 Spielen bei 17 Toren und fünf Vorlagen. Seine fußballerischen Fähigkeiten verleiten natürlich auch seinen Trainer zu Schwärmereien. «Er hat einfach individuelle Qualität, die du nicht ersetzen kannst, die es selten gibt. Wie er Räume findet, sein erster Kontakt vor seiner Großchance mit rechts, der Ball liegt direkt vor seinem linken Fuß und er kann abschließen», sagte Marco Rose. Allein nach seiner Einwechslung in Wolfsburg hat man gesehen, was der Franzose für das Spiel seiner Mannschaft bedeutet. Es änderte sich grundlegend. Nkunkus Präsenz auf dem Platz gibt der ganzen Mannschaft die Art von Vertrauen und vor allem Leichtigkeit, die es gegen einen auf dem Papier übermächtigen Gegner wie City braucht.
Guardiola muss auf Kevin De Bruyne verzichten
Zumal das Team von Star-Trainer Pep Guardiola momentan nicht gerade unbekümmert auftritt. Dem Henkelpott der Königsklasse hechelt City seit Jahren vergebens hinterher, meistens konnte sich das Team immerhin mit der heimischen Meisterschaft trösten. Doch in der Premier League gibt momentan der FC Arsenal den Ton an und City stolpert von einer Verlegenheit in die nächste. Am vergangenen Spieltag gab es bei Aufsteiger Nottingham nur ein 1:1. Selbst der wortgewandte Guardiola gab sich ratlos und gereizt: «Ich habe keine Erklärung. Wir kennen die Wahrheit nicht.» Zudem muss Guardiola auf Kevin De Bruyne verzichten und damit auf seinen nach Haaland wohl wichtigsten Spieler.
Umso besser für Leipzig, auf einen Trumpf wie Nkunku setzen zu können, selbst wenn es nur ein Kurzeinsatz wird. Denn durch die Ausfälle des Franzosen und dem noch immer fehlenden Dani Olmo war Leipzigs Offensive Anfang Februar kurzzeitig gelähmt. Rose stellte auf Fünferkette um, wodurch offensiv ein Spieler fehlte und es nur einen Treffer in zwei Spielen gab. Zudem riss die Serie von 18 Spielen ohne Niederlage. Mit Nkunku steht nun der wichtigste Spieler der vergangenen anderthalb Jahre wieder zur Verfügung. «Zum Glück ist er wieder gesund, und er war im Training schon wieder gut drauf. Hoffentlich kann ich ihm wie vor seiner Verletzung wieder ein paar Tore auflegen», sagte Teamkollege Dominik Szoboszlai.
Für Nkunku selbst ist das Spiel eine weitere Gelegenheit, der Premier League zu zeigen, was auf sie zukommt. Ein Wechsel des Nationalspielers zum FC Chelsea gilt als fix, Leipzig wird mit etwa 65 Millionen Euro entschädigt. Nach den Großeinkäufen des Londoner Clubs im Winter wird sich Nkunku dort neu beweisen müssen. Mit einer Gala gegen City würde er sich zumindest einen beachtlichen Kredit erspielen. Sein Trainer vertraut darauf: «Er ist immer gut für die besonderen Momente im Spiel», sagte Rose. «Ich bin sehr froh, dass er wieder da ist.»
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
RB Leipzig: Blaswich – Henrichs, Orban, Gvardiol, Raum – Laimer, Schlager – Werner, Forsberg, Szoboszlai – Silva
Manchester City: Ederson – Walker, Aké, Dias – Rodri, Phillips – Mahrez, Silva, Gündogan, Grealish – Haaland
Schiedsrichter: Gözübüyük (Niederlande)