Fast schien es aus Xabi Alonso heraus zu platzen. Doch im Moment des Stolzes über den Pflichtspielrekord hatte sich der Trainer-Liebling des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen gerade noch im Griff und vermied die Meister-Ansage. «Es ist jetzt nicht der Augenblick, darüber zu sprechen», sagte Alonso sachlich nach dem 2:1 (1:1) gegen den FSV Mainz 05. «Irgendwann kommt der Moment, darüber zu sprechen. Aber das ist noch nicht jetzt.»
Der Sieg gegen Mainz war für den Spitzenreiter das 33. Spiel in Folge ohne Niederlage. Das hatte zuvor noch kein Fußball-Bundesligist geschafft. Angesichts der aktuellen Dominanz des Tabellenführers und des XXL-Vorsprungs auf den FC Bayern nach 23 Spieltagen wirkt die Zurückhaltung von Alonso in der Meisterfrage geradezu grotesk. Und konterkariert überdies die Äußerungen seiner Spieler. «Wir stehen jetzt oben. Und natürlich wollen wir dann auch bis zum Ende oben stehen», sagte Mittelfeldstratege Granit Xhaka zu den Titelambitionen.
Dabei offenbarte der Kunstschütze zum frühen 1:0 (3. Minute) auch gewisse Ängste in den Köpfen der Spieler, die möglicherweise zu eher schlechten Leistungen wie gegen den Vorletzten aus Mainz führen. «Natürlich haben wir jetzt auch was zu verlieren», sagte Xhaka und verwies auf den vor dem Spieltag bereits vorhandenen Acht-Punkte-Vorsprung auf die Bayern.
Mithilfe von Zentner
Doch so lange Bayer auch solche Spiele gewinnt, zur Not auch mit der gütigen Mithilfe des dieses Mal nicht bundesligatauglichen Mainzer Keepers Robin Zentner, nährt dies nur das immer größere Selbstvertrauen der Spieler. «Für uns zählen nur die drei Punkte. Nach 34 Spielen fragt keiner mehr, wie unsere Leistung am 23. Spieltag war», sagte Xhaka.
Wie die Bayern in ihrer stärksten Phase ihrer langjährigen Bundesliga-Dominanz hält Leverkusen aktuell die nationale Konkurrenz in Schach. Zwischen Dezember 2019 und September 2020 waren die Bayern 32 Mal in Serie unbesiegt geblieben. Diesen Rekord hat Leverkusen nun gebrochen und dominiert dabei wie in den vergangenen Jahren die Bayern, die in der Tabelle und spielerisch nur hinterherhinken.
Selbst nicht so gute Spiele wie das gegen den Vorletzten Mainz gewinnen die Rheinländer. Die erste Meisterschaft überhaupt ist zum Greifen nah. Das scheint auch Alonso allmählich realisiert zu haben. Angesprochen auf den gebrochenen Rekord wurde der sonst so besonnene Baske ungewohnt emotional. «Das macht mich schon stolz», sagte er und hielt kurz inne. «Es ist wirklich ein Vergnügen, mit ihnen zu arbeiten», sagte der 42-Jährige dann mit funkelnden Augen an seine Spieler gerichtet. «Wir haben im Juli angefangen, zusammenzuarbeiten. Mal sehen, wie weit das noch geht.» Mehr erlaubte sich Alonso – noch – nicht zu öffentlich zu sagen.