Der ehemalige Bundesliga-Profi Andrej Woronin macht sich angesichts des Krieges in seinem Heimatland keine Gedanken über die Fußball-WM.
«Das ist im Vergleich zu allem, was gerade passiert, so klein. Und ob wir am Ende bei der WM in Katar dabei sind oder nicht, das interessiert im Moment niemanden», sagte der 42-Jährige im Interview der «Süddeutschen Zeitung». «Auch die Jungs nicht. Alle warten und hoffen, dass dieser Albtraum vorbeigeht. Ich auch. Wenn es so weit ist, werden wir darüber reden können.» Die Ukraine hatte sich für die europäischen WM-Playoffs Ende März qualifiziert.
«Momentan ist es etwas abwegig, einen Gedanken daran zu verlieren, zumal unser Fokus auf ganz anderen Sachen liegt», sagte auch der Vizepräsident des ukrainischen Verbands, Oleg Protassow (58), in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Der frühere Starspieler fügte an: «Sobald die Waffen ruhen, werden wir uns mit diesem Thema beschäftigen.»
Die Situation sei eine «Katastrophe. Für die ganze Welt», sagte Woronin. «Die Menschheit hat das schon einmal erlebt, vor 80 Jahren. Im Zweiten Weltkrieg, der in der UdSSR vier Jahre gedauert hat. Alle wissen, wie viele Leute damals gestorben sind. Und jetzt ist in unserem Land Krieg. (…) Ich hätte nie gedacht, dass ich das erleben muss, noch weniger meine Kinder.»
Woronin war bis zur Invasion Russlands Co-Trainer des russischen Fußballvereins Dynamo Moskau, verließ das Land dann aber. «Wir sind mit einer Aeroflot-Maschine nach Deutschland geflogen. Aber die durfte schon nicht mehr in Düsseldorf landen. Wir konnten zum Glück nach Amsterdam ausweichen. Dort habe ich einen Kleinbus gemietet und bin mit meiner Familie nach Düsseldorf gefahren», sagte Woronin, der in seiner Spielerkarriere unter anderem für Mainz und Leverkusen gespielt hatte.