Axel Hellmann bezeichnete den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga als «alternativlos», Oliver Leki sprach von einer nötigen Absicherung der Zukunft des deutschen Profifußballs.
In 90 Minuten plus Nachspielzeit haben die beiden DFL-Geschäftsführer in der Frankfurter Zentrale intensiv für eine frische Kapitalzufuhr durch einen strategischen Partner geworben und gegen die Ängste von Kritikern und Fans angeredet.
«Wir sind verpflichtet, für eine langfristige Stabilisierung der Bundesliga zu sorgen und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Der Profifußball braucht deshalb Wachstumskapital», appellierte Hellmann vor der am 24. Mai auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung anstehenden Abstimmung an die 36 Vereine.
Noch vier von sechs Bewerbern sind übrig
Vor der Grundsatzentscheidung sollen bei zwei Gesprächsrunden mit den Club-Vertretern am 12. und 15. Mai das in den vergangenen Monaten erarbeitete Konzept ausführlich diskutiert und die Angebote der möglichen strategischen Partner vorgestellt werden. «Wir brauchen eine Veränderung unserer Modelle, deshalb müssen wir investieren und Geld in die Hand nehmen», warb Hellmann für eine breite Zustimmung.
Nach Angaben des Vorstandssprechers von Eintracht Frankfurt sind von ursprünglich sechs Bewerbern vier übrig geblieben. «Die potenziellen Partner sind alle aus der Kategorie Champions League. Das zeigt die Attraktivität der Bundesliga», sagte Hellmann. Bei dem Quartett handelt es sich ausschließlich um Private-Equity-Firmen. Das bedeutet, dass das bereitgestellte Kapital nicht an der Börse handelbar ist.
Der Plan sieht vor, dass der künftige Investor 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 Jahren an der Vermarktung der nationalen und internationalen Bundesliga-Medienrechte erwirbt. Diese würden im nächsten Schritt in eine Tochtergesellschaft namens «DFL MediaCo GmbH & Co. KGaA» ausgelagert werden.
Clubs sollen lediglich 15 Prozent erhalten
Der Deal soll der Liga frisches Kapital von rund zwei Milliarden Euro einbringen, das zu 85 Prozent in zweckgebundene Investitionen auf Zukunftsfeldern sowie in die Stärkung der Stabilität der DFL fließen sollen. «Wir müssen eine Diversifizierung von Erlös-Strömen vornehmen, neue strategische Vermarktungsoptionen etablieren und unseren Handlungsspielraum erweitern», umriss Hellmann die Ziele.
Vor allem bei der internationalen Vermarktung sieht die DFL großen Nachholbedarf. Da sind die Konkurrenzligen aus England, Spanien und Italien weit enteilt. «Wir müssen globale Kontakte zu Fans weltweit aufbauen. Da haben wir Handlungsbedarf», sagte Hellmann. Kernpunkt sei der Aufbau einer eigenen Plattform, über die die Angebote ausgespielt werden sollen.
Lediglich 15 Prozent der Gesamtsumme – rund 300 Millionen Euro – sollen die 36 Clubs zur freien Verwendung erhalten. Im Durchschnitt wären das etwas mehr als acht Millionen Euro für jeden Club. «Wir fluten also nicht den Markt mit Geldern, die an Berater und Spieler fließen», sagte Leki. Nach Angaben des Finanzvorstandes des SC Freiburg soll die Verteilung nach den derzeit gültigen Schlüsseln erfolgen. Es dürfe «keine Gewinner und Verlierer geben».
«Diese rote Linie wird nicht überschritten»
Für die Umsetzung des Plans bedarf es einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Sollte diese zustande kommen, könnte der Prozess nach Aussage von Hellmann bis spätestens Mitte Juli abgeschlossen sein. «Es ist eine weitreichende Entscheidung, die eine stabile Mehrheit braucht», sagte Leki.
Das DFL-Führungsduo verwies zudem mit Nachdruck darauf, dass ein möglicher Investor keine Hoheitsrechte und damit zum Beispiel Einfluss auf die Spielplangestaltung erlangen wird. «Ich verstehe die Ängste der Fans», sagte Hellmann und versicherte: «Diese rote Linie wird nicht überschritten.»