Mehr Mentalität, mehr Stabilität, mehr Siegeswille – Borussia Dortmund baut im Streben um mehr Konkurrenzfähigkeit zum Dauermeister FC Bayern seinen Kader um.
Ein Profi, dem im Konzept von Trainer Edin Terzic eine zentrale Rolle zukommen könnte, ist Salih Özcan. Der vom 1. FC Köln verpflichtete defensive Mittelfeldspieler soll als «aggressive Leader» zur neuen Leistungskultur beim als launisch bekannten Vize-Meister beitragen. Schon zum Start in das Trainingslager seines neuen Clubs gab sich Özcan kämpferisch: «Der Verein hat viel vor, sowohl in der Champions League als auch in der Bundesliga. Das reizt einen Spieler.»
«Einer der Aufsteiger der vergangenen Saison»
Wenige Stunden nach seinen 28 Teamkollegen traf auch der in Köln geborene türkische Nationalspieler im Schweizer Kurort Bad Ragaz ein. Nach abschließenden Untersuchungen, denen er sich aufgrund einer Prellung unterziehen musste, gaben die Mediziner Grünes Licht für die leicht verspätete Reise in den Schweizer Kurort. «Mir geht es gut und ich werde in naher Zukunft wieder ins Training einsteigen», sagte der 24-Jährige am Samstag.
Der von BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl «als einer der Aufsteiger der vergangenen Saison» bezeichnete ehemalige deutsche U-Nationalspieler soll beim BVB die Lücke schließen, die Axel Witsel hinterlassen hat. Die vergleichsweise überschaubare Transfersumme in Höhe von rund fünf Millionen Euro ist nach Meinung von Zorc-Nachfolger Kehl gut investiert: «Er ist einer, der dorthin geht, wo es weh tut und kompromisslos alles dafür gibt, dass seine Mannschaft Erfolg hat. Seine Mentalität und seine Physis, gepaart mit seiner Spielintelligenz, werden unserer Mannschaft guttun.»
«Das war immer mein Topfavorit Nummer 1»
Özcan weiß um seine Stärken. «Ich scheue mich wirklich vor keinem Zweikampf. Davor habe ich keine Angst. Ich denke, dass mein Spiel dem Team auf jeden Fall weiterhelfen wird», antwortete er auf die Frage, ob er dem BVB mehr Härte im Mittelfeld verleihen kann. Ähnlich respektlos geht er in den kniffligen Konkurrenzkampf um einen Stammplatz im Dortmunder Edelkader: «Mein Ziel ist es, so viele Spiele bestreiten zu können, wie es geht. Natürlich werden auch mal schwere Zeiten kommen. Die Kunst liegt dann darin, daraus wieder gute Zeiten zu machen.»
Nach einer erfolgreichen Saison mit dem 1. FC Köln kam Özcan das Angebot der Borussia nach eigenem Bekunden sehr gelegen: «Das war immer mein Topfavorit Nummer 1. Ich habe meinem Berater gesagt: Wenn es Dortmund ist, soll es Dortmund sein.»
Özcan ist nach Sebastien Haller (Amsterdam), Niklas Süle (München), Nico Schlotterbeck (Freiburg), Karim Adeyemi (Salzburg) und Torhüter Alexander Meyer (Jahn Regensburg) der sechste Neuzugang. Mit Ausnahme von Meyer stiegen sie erst am vergangenen Montag in die Vorbereitung ein und sollen möglichst schnell integriert werden. Dazu sollen auch die beiden Testspiele gegen die spanischen Erstligisten FC Valencia (18. Juli) und den FC Villarreal (22. Juli) im nahen Altach (Österreich) beitragen, die der BVB während des neuntägigen Aufenthaltes in den Schweizer Bergen bestreitet.
Trotz der vielen namhaften Neuzugänge warb Marco Reus um Geduld und warnte vor übertriebener Erwartungshaltung. «Wir haben auch Qualität verloren. Wenn zehn Leute gehen, macht das was mit einer Mannschaft», sagte der BVB-Kapitän mit Verweis auf die hohe Fluktuation im Kader. «Bis man sich gefunden hat, dauert das seine Zeit.»