Den WM-Frust konnte Kylian Mbappé bei seiner Blitz-Rückkehr zumindest kurz kaschieren. Nur zehn Tage nach Frankreichs Final-K.o. von Katar gegen Argentinien bescherte der Superstar mit einem verwandelten Last-Minute-Elfmeter Paris Saint-Germain einen erfolgreichen Jahresabschluss.
WM-Torschützenkönig Mbappé riss sich nach seinem Strafstoß in der 6. Minute der Nachspielzeit im Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Racing Straßburg das Trikot vom Körper und wirbelte es über seinem Kopf. Mbappé legte vor den begeisterten PSG-Fans im Pariser Prinzenpark noch ein Tänzchen mit seinen Teamkollegen Sergio Ramos und Achraf Hakimi hin. Dann kassierte der 24-Jährige beim 2:1 (1:0) in der Ligue 1 für seinen Mini-Strip eine Gelbe Karte und kehrte später in den Katakomben mit seinen Gedanken nach Katar zurück.
Verlorenes WM-Finale wirkt nach
«Ich denke, das wird man nie verdauen», sagte Mbappé und räumte ein, dass er das 2:4 im Elfmeterschießen im Endspiel gegen Argentinien noch nicht verkraftet habe. «Ich habe versucht, mit der bestmöglichen Energie zurückzukommen und so positiv wie möglich zu sein. Ich habe kein Wahnsinnsspiel gemacht, aber ich habe weiter an mich geglaubt und gepusht, weil ich wusste, dass man wie aus dem Nichts das Blatt noch wenden kann, und das haben wir sehr spät im Spiel getan», erzählte Mbappé weiter.
Der Nationalspieler hatte den schmeichelhaften Elfmeter gegen Straßburg selber rausgeholt. Nach einem fatalen Fehler von Jean-Ricner Bellegarde im Spielaufbau startete Mbappé in den Strafraum. Gerzino Nyamsi hielt ihn am rechten Oberarm und der Topstürmer ließ sich diese Einladung zum Fallen nicht entgehen. Mbappé verwandelte dann seinen vierten Elfmeter (alleine drei im WM-Finale) aus den vergangenen beiden Spielen.
«Es sind unterschiedliche Emotionen, unterschiedliche Szenarien. Bei der WM verliert man, hier weiß man, dass dir ein Elfmeter den Sieg bringen wird. Bei der WM wusste man es nicht», beschrieb Mbappé die verschiedenen Ausgangslagen.
Platzverweis für Neymar
Als der Goalgetter den Prinzenpark vor Glück schäumen ließ, war Teamkollege Neymar schon lange nicht mehr auf dem Rasen. Dem mit Brasilien bei der WM bereits im Viertelfinale an Kroatien gescheiterte Edeltechniker misslang die Frustbewältigung. Neymar sah für eine Schwalbe in der 62. Minute die Gelb-Rote Karte und musste vorzeitig in die Kabine.
Der argentinische Superstar der Pariser fehlte komplett. Weltmeister Lionel Messi darf noch bis ins neue Jahr freie Tage genießen. Natürlich wurde Mbappé auch auf den 35-Jährigen und die Feier der argentinischen Spieler nach dem Triumph im Lusail Iconic Stadium angesprochen. Im Internet kursierten nach dem Endspiel Videos von Freudentänzen der Argentinier in ihrer Kabine, auf einem davon verhöhnte Torhüter Emiliano Martinez Mbappé und forderte: «Eine Schweigeminute für Mbappé!»
Der Angreifer reagierte nun ziemlich cool. «Feiern ist nicht mein Problem. Man sollte seine Energie nicht an so belanglose Dinge verschwenden, für mich ist es wichtig, mein Bestes für den Verein zu geben», beschied Mbappé. «Wir werden warten, bis Leo zurückkommt, damit wir wieder Spiele gewinnen und Tore schießen können.»
Bedenken, dass das Wiedersehen zwischen Messi und Mbappé problematisch werden könnte, hat der Pariser Trainer Christophe Galtier ohnehin nicht. Auch nicht, nachdem Mbappé von Martinez verspottet worden war. Es sei ja nicht Messi gewesen, der das gemacht habe, betonte Galtier schon im Vorfeld des Heimspiels gegen Straßburg: «Es gibt gar keinen Grund, das durcheinanderzubringen.»