An die DFB-Elf dachten die Fußballer aus Costa Rica nach ihrer Wiederauferstehung bei der WM in Katar überhaupt nicht.
«Wir haben es für uns getan. So ist der Fußball. Wir haben heute alles gegeben», sagte Mittelfeldspieler Celso Borges nach dem unverhofften 1:0 (0:0)-Sieg über Deutschland-Bezwinger Japan, der für Costa Rica ein spektakuläres Comeback nach dem deftigen 0:7 gegen Spanien bedeutet – und zeitgleich der deutschen Nationalmannschaft massiv hilft. «Wir hören nie auf, an uns zu glauben», sagte Keysher Fuller, der die schwache Partie mit einem Schlenzer in der 81. Minute entschied.
Die DFB-Elf ist zwar erst am Abend (20.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) gegen Spanien gefordert – doch schon vor dem mit Spannung erwarteten Spitzenspiel steht fest, dass Deutschland bis zum Gruppenfinale am Donnerstag (20.00 Uhr) gegen Costa Rica die Chance auf das Achtelfinale wahrt. Verliert Deutschland aber vorher gegen Spanien, hätte man den Sprung in die K.o.-Runde, der bereits 2018 als Titelverteidiger in Russland misslang, beim dritten Spiel nicht mehr in der eigenen Hand.
Japaner frustriert – Costa Rica feiert
Japans Daichi Kamada schlappte nach Schlusspfiff mit gesenktem Kopf durch die sonnendurchflutete Arena, die euphorischen Profis von Costa Rica rannten direkt auf den Rasen: Es war eine große Überraschung, die den Mittelamerikanern wenige Tage nach der Schmach gegen Spanien gelungen war. Und es befeuerte die Motivation, es nun auch noch Ex-Weltmeister Deutschland zu zeigen. «Wir leben noch. Jetzt müssen wir an Deutschland denken. Keiner darf uns vergessen, wir sind immer noch dabei», sagte Trainer Luis Fernando Suárez.
Japan und Costa Rica stehen jeweils bei drei Punkten – die Gemütslagen hätten in Al-Rajjan aber nicht unterschiedlicher sein können. «Wir haben zunächst versucht, kein Gegentor zu bekommen. Wir haben am Ende auf das 1:0 gespielt, doch wir haben es nicht geschafft», sagte Japans Trainer Hajime Moriyasu, der trotz des Coups über die Elf von Bundestrainer Hansi Flick fünf Wechsel in der Startelf veranlasste. Japan hatte mit dem tiefstehenden Gegner und dem starken Costa-Rica-Keeper Keylor Navas riesige Probleme – und guckte in der Schlussphase ziemlich verdutzt, als der Außenseiter seine einzige Chance auf den Sieg genutzt hatte.
Während in Deutschland bei Sonnenschein und kalten Temperaturen der erste Advent gefeiert wurde, verhandelten die beiden Außenseiter vor 41 479 Zuschauern in Katar maßgeblich über die weitere Ausgangslage des DFB-Teams. Klar war: Je besser die Deutschland-Besieger gegen Costa Rica abschneiden, desto schwieriger wird es für Hansi Flicks Team, eine annehmbare Ausgangsposition zu schaffen.
Moriyasus-Wechsel zahlen sich nicht aus
Moriyasus fünf Wechsel zahlten sich nicht aus, auch wenn Freiburgs Ritsu Doan als Starter ein. «Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen, gegen Deutschland war es besser. Nun müssen wir sehen wie die Konstellation am Abend ist», sagte Doan. Kompliziert wird es allemal, denn durch das Resultat stand bereits zur Nachmittagszeit fest: kein Team kann nach zwei Spieltagen der Gruppe E vorzeitig ausscheiden – und keins vorzeitig das Achtelfinal-Ticket lösen. Auch nicht die Spanier mit ihrem herausragenden Torverhältnis nach einem famosen 7:0.
Das Spektakulärste am Spiel war das Siegtor, ansonsten überwog Langeweile. Zum tristen Mittagskick kam hinzu, dass im Ahmad bin Ali Stadion quasi keine Stimmung herrschte. Ein Phänomen, das bei Japan gegen Deutschland vier Tage zuvor auch schon zu beobachten war. Nach der Pause brachte Moriyasu direkt Deutschland-Schreck Takuma Asano, der mit Tempo und Technik helfen sollte, das massive Bollwerk des Außenseiters endlich zu überwinden. «Die Leistung hat gestimmt, aber das Ergebnis nicht. Daran müssen wir arbeiten.», sagte Moriyasu.
Zu den Schlüsselfiguren des Außenseiter-Siegs wurden Torhüter Navas, der mit mehreren Glanztaten ein Gegentor verhinderte – und Fuller, dem das Siegtor-Kunstwerk gelang, als niemand mehr an einen Treffer glaubte. «Das war eine riesige Leistung meiner Profis», sagte Chefcoach Suarez. Über Technik und Taktik wollte er nicht sprechen, für ihn zählte auf der größtmöglichen Fußballbühne nur die ausgezeichnete Moral vier Tage nach einer schweren Demütigung.