Verloren – aber doch gefeiert. Auch ohne den lang ersehnten Auswärtssieg erhielt Michael Wimmer viel Applaus. Obwohl der Interimscoach des VfB Stuttgart beim 0:2 (0:1) in Leverkusen keine weiteren Argumente für eine Festanstellung als Cheftrainer sammeln konnte, steht er beim Anhang weiter hoch im Kurs.
Doch selbst das eindeutige Votum aus der Fankurve lockte Alexander Wehrle nicht aus der Reserve. «Er hat über die Spiele hinweg einen guten Job gemacht», lobte der Vorstandschef die bisherige Arbeit des Fußball-Lehrers, vertagte aber die Entscheidung über dessen Zukunft: «Wir haben vereinbart, dass – völlig unabhängig vom Spielausgang – wir uns nach der USA-Reise zusammensetzen werden und dann auch eine Entscheidung treffen.»
Gespräche erst Ende November
Damit wird das seit Wochen anhaltende schwäbische Rätselraten erst nach dem Amerika-Trip vom 14. bis zum 21. November, der Teil einer DFL-Internationalisierungsstrategie ist, ein Ende haben – nicht nur was die Zusammenarbeit mit Wimmer, sondern auch mit Sven Mislintat anbetrifft. Noch scheint völlig offen, ob der Sportdirektor seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängert. «Wir sprechen schon seit ein paar Wochen miteinander. Nach der Reise haben wir Zeit für finale Verhandlungen», sagte Wehrle, dem ein schwieriges Verhältnis zu Mislintat nachgesagt wird.
Aus seinem Frust über die wochenlange Hinhaltetaktik machte Mislintat keinen Hehl: «Bei diesen Gesprächen wird das ganze Prozedere auch eine Rolle spielen», kündigte er an, «ich war immer gesprächsbereit und habe immer unterstrichen, dass ich mit jedem Etat arbeite. Egal, wie hoch er ist.»
Angesichts des anhaltenden Entscheidungsstaus verzichtete Wehrle auf die eigentlich geplante Reise als DFB-Delegationsmitglied zum Eröffnungsspiel der Fußball-WM in Katar. «Der VfB hat jetzt Priorität», kommentierte der 47-Jährige.
«Gefühl hin, Gefühl her»
Eine Tendenz, in welche Richtung die Gespräche gehen könnten, ließ auch Trainer Wimmer nicht erkennen. «Gefühl hin, Gefühl her. Jetzt fliegen wir in die USA, setzen uns dann zusammen und schauen, was dabei rauskommt», sagte der Pellegrino-Matarazzo-Nachfolger, der in sieben Pflichtspielen immerhin vier Siege feierte. Zweifel an seinem Wunsch nach einer dauerhaften Beförderung ließ er aber nicht aufkommen: «Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass es mein Ziel ist, irgendwann einmal als Cheftrainer zu arbeiten.»
Ähnliche störende Diskussionen über das Führungspersonal stehen bei Bayer Leverkusen fürs Erste nicht an. Denn nach dem Einstand des neuen Trainers Xabi Alonso am 5. Oktober geht es merklich aufwärts. Mit zuletzt drei Siegen über Union Berlin (5:0), Köln (2:1) und Stuttgart hat sich sein Team aus der Abstiegszone bis ins Mittelfeld hochgekämpft.
Dank der Treffer von Moussa Diaby (30. Minute) und Jonathan Tah (82.) verbuchte Bayer in den vier Bundesliga-Heimspielen unter Alonso zehn von zwölf möglichen Punkten und erzielte 13 Treffer. «Ich bin sehr glücklich über neun Punkte in einer englischen Woche», kommentierte der Spanier, ist aber mit dem Sprung auf Rang elf noch lange nicht zufrieden: Das ist nicht genug, ich will ein bisschen mehr.»