Der frühere Bundesliga-Torjäger Claudio Pizarro vermisst im modernen Bundesliga-Fußball den klassischen Mittelstürmer.
«Heutzutage legt man so viel Wert auf gute Flügelspieler, aber wenn die den Ball dann in die Mitte bringen, ist manchmal kein Stürmer im Zentrum, der genau weiß, was er tun muss», sagte der 43-Jährige im Interview der «Süddeutschen Zeitung» vor seinem heutigen Abschiedsspiel (17.30 Uhr/Sat.1) in Bremen. Er als Trainer würde «fast immer» mit Mittelstürmer spielen.
«Wenn der Gegner zwei Türme in der Abwehr hat, kann man es auch mal mit wendigeren Stürmern versuchen. Aber zumindest im Kader sollte so ein Mittelstürmer immer sein, immer!», sagte der Rekordtorschütze von Bundesligist Werder Bremen und erinnerte daran, «was wir früher in Südamerika über deutsche Stürmer dachten: Vorsicht, da kommen diese Schränke! Die waren hart, konnten kämpfen und haben sich da vorne reingehauen. Solche Spieler brauchst du in jeder Mannschaft. Jetzt habt ihr auf einmal viele schnelle, gute Techniker, aber keine echten Stürmer mehr. Oder kommen da wieder welche?»
Weggefährten nehmen an Abschiedsspiel teil
Zurückzuführen sei diese Entwicklung wohl darauf, dass «seit etwa zehn Jahren viele gute Mannschaften nur noch Tiki-Taka spielen wollen», sagte Pizarro, der während seiner erfolgreichen Karriere auch lange für den FC Bayern gespielt hatte. «Früher waren Stürmer einfach dafür da, Tore zu schießen, auch wenn sie nicht immer die besten Fußballer waren. Heute sollen sie kombinieren, pressen und so weiter. Ja, das ist wichtig. Aber echte Stürmer braucht man schon auch noch.» In Weltfußballer Robert Lewandowski (von den Bayern zum FC Barcelona) und Erling Haaland (Borussia Dortmund/Manchester City) hatten in diesem Sommer zwei Stoßstürmer die Bundesliga verlassen.
Pizarro ist der älteste Torschütze in der Historie der Fußball-Bundesliga sowie der am häufigsten eingesetzte ausländische Spieler (490). Mit den Bayern gewann er 2013 das Triple. Bei seinem Abschiedsspiel werden zahlreiche Weggefährten mitwirken, es treten drei Teams gegeneinander an. Er selbst spiele aktuell «nahezu null» Fußball, sagte Pizarro. «Aber ich laufe, ich mache ein bisschen Intervall- und Krafttraining, Stabilitätsübungen. Mein Körper sagt mir: Ich kann nicht nichts machen. Ich habe immer noch zu viel Energie.»