Für einen Platz auf der Ersatzbank ist Matthijs de Ligt nicht nach München gekommen. Aber der neue, für 67 Millionen Euro bei Juventus Turin ausgelöste Abwehrchef musste sich zum Saisonstart beim FC Bayern ebenso in Geduld üben wie Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui.
Auch Fußball-Nationalspieler Leroy Sané drückte bislang die Ersatzbank und konnte sich nur als Teilzeitkraft zeigen.
Bayern-Coach baut seine Startelf um
Doch bei der Rückkehr am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) nach Bochum, wo es für den Bundesliga-Serienmeister erst vor einem halben Jahr gegen einen fulminant aufspielenden VfL eine bei Julian Nagelsmann «immer noch im Kopf steckende» 2:4-Schlappe gab, baut der Bayern-Coach erstmals um. Teilweise aus freien Stücken, aber auch wegen Blessuren, etwa beim allseits gefeierten Shootingstar Jamal Musiala.
Der 19-Jährige hat eine Zerrung im Adduktorenbereich. «Wenn es das Champions-League-Finale wäre, würde er sicher spielen können, weil danach frei wäre», sagte Nagelsmann. Jetzt heißt es: Kein Risiko!
Nachdem Nagelsmannn in allen drei Pflichtspielen der jungen Saison dieselbe Startelf aufgeboten hatte, sollen de Ligt, Sané und auch Kingsley Coman nach einer verbüßten Rot-Sperre das so begehrte Start-Mandat erhalten. Dem Franzosen Coman bescheinigte Nagelsmann top Trainingsleistungen und rühmte: «Er hat eine Monster-Qualität.»
Hinter den 23-jährigen de Ligt setzte der Coach nach der vorletzten Trainingseinheit allerdings noch ein klitzekleines Fragezeichen. Der Niederländer hat sich einen Bänderriss an der Hand zugezogen. «Wir versuchen, bei Matthijs eine Schiene hinzukriegen», sagte Nagelsmann. Wenn damit ein gefahrenloser Abwehreinsatz möglich ist und de Ligt zudem schmerzfrei sei, soll er im Bochumer Stadion auflaufen.
Nagelsmann: «Mehr als drei Wechsel werden es nicht»
«Ihn hätte ich gerne spielen lassen, so viel kann ich verraten», sagte Nagelsmann, ergänzte aber zugleich: «Wir müssen abwarten, ob man ihm einen Gefallen tut, ihn da reinzuschmeißen.»
Ein Wechsel im Abwehrzentrum bietet sich auch daeshalb an, weil Dayot Upamecano einen Schlag auf das obere Ende des Wadenbeins bekommen hat und eine Pause gebrauchen könnte. In der Offensive zeichnen sich dazu zwei Umstellungen ab: Neben Musiala soll auch bei Serge Gnabry kurz vor dem Start in die englischen Wochen jedes Risiko vermieden werden. Der Nationalstürmer hat einen knöchernen Ausriss am Handgelenk, trägt Gips und plagt sich noch dazu mit Adduktorenproblemen herum.
«Mehr als drei Wechsel werden es nicht», kündigte Nagelsmann an. Die kleineren Blessuren bei Musiala, Gnabry und Upamecano kommen ihm aber schon zupass, um anderen Stars Spielpraxis zu ermöglichen. «Wir sind erst am dritten Bundesliga-Spieltag», bemerkte Nagelsmann zwar: «Aber ich weiß, dass sehr schnell alles auf das Monetäre reduziert wird, wie teuer die Neuen waren, wie viele Millionen auf der Bank sitzen.»
Salihamidzic: «Werden alle Spieler brauchen»
Die Verantwortlichen sehen die Problematik, alle Profis bei Spielen im Wochenrhythmus bei Laune zu halten, ebenso – und beschwichtigen. «Wir wussten vor der Saison, was auf uns zukommt mit der Belastung, mit der Unterbrechung durch die Weltmeisterschaft», erläuterte Vorstandschef Oliver Kahn, der darum hervorhob: «Wir werden in dieser Saison alle Spieler im Kader brauchen, alle in Topverfassung brauchen, weil wir extrem viele Spiele haben.»
Sportvorstand Hasan Salihamidzic sieht den Trainer und auch sich selbst gefordert. «Das ist natürlich die Aufgabe, die wir alle haben, wie man alle Spieler zufriedenstellt. Wir werden alle brauchen», sagte er: «Das ist jetzt, wo es keine englischen Woche gibt, nicht einfach, wenn man draußen sitzt.» Zahlreiche Ergänzungsspieler wie Abwehrtalent Tanguy Nianzou, Marc Roca und vielleicht auch noch Angreifer Joshua Zirkzee wurden oder werden darum auch im Sommer verkauft.
Die erste Rotation soll in Bochum freilich nicht dazu führen, dass das bislang sehr harmonische Bayern-Ensemble vom Erfolgskurs abkommt. «Ein zweites Mal wollen wir da nicht verlieren», sagte Nagelsmann. Beim erstaunlichen 2:4 im vergangenen Februar kassierten die Bayern in der ersten Hälfte gleich vier Tore innerhalb von 30 Minuten.