Stürmerstar Sadio Mané schnappte sich von den Ultras ein Megafon und machte nach der gnadenlosen Machtdemonstration der Super-Bayern zum Saisonstart den Anheizer.
Beim spektakulären Auftakt gegen Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt ließ der Rekordmeister aus München überhaupt keine Zweifel aufkommen, dass er auch am Ende der 60. Jubiläumssaison in der Fußball-Bundesliga jubeln wird.
Mit dem 6:1 (5:0)-Sieg am Freitagabend vor 51.500 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena unterstrich der Titelverteidiger gleich am ersten Spieltag nachdrücklich seine Ambitionen auf die elfte Meisterschaft in Serie und sendete ein beeindruckendes Statement an die Konkurrenz. «Die Energie, die man spürt, ist schon herausragend», schwärmte Bayerns-Trainer Julian Nagelsmann bei Sat.1: «Die erste Halbzeit war schon herausragend und gut anzusehen.» Mittelfeld-Boss Joshua Kimmich hatte bei DAZN dennoch etwas zu meckern: «Ein Kritikpunkt ist wie immer, dass wir es wieder nicht geschafft haben, zu Null zu spielen.»
Die Hessen kassierten dagegen vor dem UEFA-Supercup gegen Champions-League-Gewinner Real Madrid am kommenden Mittwoch in Helsinki einen heftigen Dämpfer. «So war es in der ersten Halbzeit ein absolutes Debakel», gab Mittelfeldspieler Sebastian Rode zu.
In einer rasanten und teilweise vogelwilden Partie machten Joshua Kimmich (4.), Benjamin Pavard (11.), Sadio Mané (29.), Jamal Musiala (35.) und Serge Gnabry (43.) bereits vor der Pause alles klar für die wie entfesselt stürmenden Bayern. Erst nach dem Wechsel kam Frankfurt etwas besser ins Spiel und belohnte sich durch Neuzugang Randal Kolo Muani (64.) nach dickem Patzer von Bayern-Torwart Manuel Neuer. Musiala (83.) setzte mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt.
Kuriose Müller-Szene
Für die kurioseste Szene des Spiels sorgte Thomas Müller in der 23. Minute. Der Nationalspieler brachte es fertig, den Ball aus kürzester Distanz nicht ins leere Tor unterzubringen. Im Fallen traf Müller nach einem nicht ganz sauberen Pass von Gnabry nur den Pfosten, danach prallte der Ball gegen seinen Kopf. Slapstick pur.
Nagelsmann hatte die Qual der Wahl und entschied sich für die gleiche Startformation wie beim Supercup-Spektakel gegen RB Leipzig (5:3) – und damit gegen den fast 70 Millionen Euro teuren Neuzugang Matthijs de Ligt. Auch Nationalspieler Leroy Sané saß zu Beginn nur auf der Bank. Dafür meldete sich Torhüter Neuer nach seiner Magen-Darm-Erkrankung einsatzfähig. Und vorne stürmte Mané, die neue Attraktion der Liga.
Der senegalesische Ausnahmespieler setzte nach 90 Sekunden eine erste Duftmarke, sein Kopfball nach einer Ecke von Kimmich verfehlte aber klar das Tor. Nur wenig später machte es Kimmich besser – und wie! Bei einem Freistoß aus halbrechter Position düpierte der Nationalspieler Eintracht-Torhüter Kevin Trapp, der auf eine Flanke spekulierte, und schlenzte den Ball frech an der Mauer vorbei ins kurze Ecke. Der rechte Pfosten half mit.
Eintracht komplett von der Rolle
Die Eintracht war komplett von der Rolle und kassierte nur sechs Minuten später den zweiten Gegentreffer durch Pavard, der die Schläfrigkeiten in der Frankfurter Hintermannschaft gnadenlos bestrafte. Erst danach gab der Gastgeber ein erstes Lebenszeichen ab. Innenverteidiger Tuta hatte aber Pech, dass er per Kopf nur die Latte traf. Neuer wäre machtlos gewesen.
Die Münchner schüttelten sich kurz – und setzten ihren Hochgeschwindigkeits-Fußball unbeirrt fort. Hellwach, aggressiv und kombinationsstark fuhr das Star-Ensemble einen gefährlichen Angriff nach dem nächsten auf das gegnerische Tor. Der Lohn: drei weitere Treffer im ersten Durchgang durch Mané, Musiala und Gnabry. Das 5:0 war die höchste Halbzeitführung seit Einführung der Eröffnungsspiele.
Im ersten Spiel nach dem Abgang von Robert Lewandowski (FC Barcelona) fokussierte sich das Offensivspiel nicht mehr auf einen Stoßstürmer, sondern Mané, Müller und Gnabry tauschten oft die Positionen, kreuzten viel und waren so kaum zu fassen für die Frankfurter. Auch der zurzeit bärenstarke Musiala tauchte vorne überall auf.
Die Eintracht wurde nach allen Regeln der Kunst vorgeführt, hatte zwischenzeitlich aber die Riesenchance zum 1:2-Anschlusstreffer durch Jesper Lindström (26.). Das Team von Trainer Oliver Glasner agierte in der Defensive viel zu offen und lud damit die pfeilschnellen Bayern-Stürmer regelrecht zum Kontern ein. Auch offensiv kam vom Champions-League-Teilnehmer zu wenig, zumal Bundesliga-Rückkehrer Mario Götze blass blieb. Auch von Flügelflitzer Filip Kostic, der von Juventus Turin heftig umworben wird, kam viel zu wenig.
Glasner reagierte und brachte zur zweiten Hälfte in Kristijan Jakic, Christopher Lenz und Kolo Muani gleich drei neue Spieler. Außerdem dürfte der Trainer die richtigen Worte in der Kabine gefunden haben. Nachdem ein Tor nach Videobeweis noch aberkannt worden war, traf Kolo Muani nach einem Patzer von Neuer, dessen Ausflug aus dem Strafraum bestraft wurde, zum 1:5.
Die Münchner schalteten mindestens einen Gang runter, wodurch die Eintracht zu weiteren Chancen wie die von Ansgar Knauff (69.) kam. Wirklich gefährlich wurde es für den Titelverteidiger aber nicht mehr.