Im Rhythmus bleiben – oder Kräfte fürs Viertelfinale gegen Österreich sparen?
Die deutschen Fußballerinnen müssen im letzten und bedeutungslosen Gruppenspiel gegen Finnland bei der Europameisterschaft in England genau diese Balance finden. Zumal sie einige Ausfälle haben. «Wir werden das Spiel mit viel Freude und Energie angehen und dann wieder nach Brentford zurückkehren, um den nächsten Schritt zu machen», kündigte Martina Voss-Tecklenburg an. Ihr Team umbauen muss die Bundestrainerin in der Partie am Samstag (21.00 Uhr MESZ/ZDF und DAZN) in Milton Keynes so oder so.
«Wollen wieder feiern und tanzen»
Die 54-Jährige selbst zeigte sich einen Tag nach ihrem Migräne-Anfall im Quartier in Brentford wieder fit und trat mit ihrem Team am Freitag die erste EM-Auswärtsreise an. Da sich die DFB-Frauen bereits für das Viertelfinale am 21. Juli gegen Österreich, das am Freitagabend Norwegen mit 1:0 besiegte, qualifiziert haben, soll gegen die bereits ausgeschiedenen Finninnen keine Rolle spielen. «Wir wollen wieder dominant sein, wir wollen wieder das Publikum mitnehmen, wir wollen wieder feiern und tanzen in der Garderobe», sagte Co-Trainer Patrik Grolimund.
Die Ausfälle könne man kompensieren, so seine Chefin: «Das gibt der Kader her.» Wie schon beim 2:0 gegen Spanien muss der Rekord-Europameister auf Lea Schüller (positiver Corona-Test) verzichten, dazu fehlen die gelbgesperrten Wolfsburgerinnen Felicitas Rauch und Lena Oberdorf. Für Rauch als linke Außenverteidigerin ist die Frankfurterin Sophia Kleinherne vorgesehen, für Oberdorf ihre Clubkollegin Lena Lattwein, die als Joker gegen Dänemark (4:0) sogar ein Tor erzielte.
Bei zwei Treffern steht Alexandra Popp. Die Kapitänin wird wohl auch dieses Mal Bayern-Torjägerin Schüller vertreten. Für die angeschlagene Lina Magull steht Linda Dallmann (beide FC Bayern) bereit. Dass Voss-Tecklenburg weitere Wechsel vornimmt, um Spielerinnen zu schonen, gilt als unwahrscheinlich – obwohl Abwehrchefin Marina Hegering mit einer Verwarnung vorbelastet ist.
Oberdorf wieder einsatzbereit
Auf Oberdorf, die so wichtige Abräumerin im Mittelfeld, kann die DFB-Auswahl im Viertelfinale wieder setzen. Die 20-Jährige hatte nach dem ausgiebig gefeierten 2:0 gegen Spanien gemahnt: «Diese Intensität müssen wir beibehalten. Ich glaube, dass wenn wir nur einen Schritt weniger machen, dann wird das nichts.»
Mit Fug und Recht kann Lattwein auf die bisher stets überzeugenden Kurzeinsätze der zweiten Reihe verweisen. «Wir haben immer frischen Wind von der Bank reingebracht», so die 22-Jährige. Die Ersatzspielerinnen haben es sich bei diesem Turnier zu einer besonderen Aufgabe gemacht, ihre Startelf zu unterstützen. «Wir haben uns da als Team zusammengesetzt und gesagt, was ganz klar unsere Rolle ist, was die Mannschaft von uns braucht, wenn wir nicht spielen», erklärt Dallmann. «Wir sehen es als unseren Auftrag, dass wir hinterher genauso kaputt sind wie die, die spielen.»
Lattwein lobt vor allem die Frankfurter Stürmerin Laura Freigang für ihr Engagement. «Riesenkompliment an Laura Freigang, die bisher noch nicht zum Einsatz kam, aber sich jedes Spiel aufs Neue das Herz aus der Seele schreit. Sie pusht immer», sagte die Wolfsburgerin.
«Ich nehme meine Rolle als Unterstützerin sehr, sehr ernst», hatte Freigang (13 Länderspiele/9 Tore) erklärt. Neben Freigang kamen auch ihre Eintracht-Kolleginnen Nicole Anyomi und Sara Doorsoun sowie die Ersatztorfrauen Almuth Schult (Wolfsburg) und Ann-Katrin Berger (FC Chelsea) noch zu keinem EM-Einsatz.