Stephan Lerch bemängelt die Möglichkeiten für Trainer von Frauenteams im Männerfußball.
«Ich kann das am Ende nicht zu 100 Prozent erklären. Natürlich gibt es Unterschiede bei der Athletik und Dynamik. Aber warum sollte ein Trainer, der Erfolge im Frauenfußball vorweisen kann, nicht auch mit Männern umgehen können?», sagte der 37-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Lerch holte mit den Wolfsburger Frauen zwischen 2017 und 2020 jeweils dreimal den Meistertitel und den DFB-Pokal und stand 2018 mit dem VfL im Champions-League-Finale. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet der Fußballlehrer im männlichen Nachwuchsbereich der TSG 1899 Hoffenheim und übernimmt dort zur neuen Saison die U19. Lerch würde sich für ähnliche Wege «ein Stück mehr Offenheit wünschen. Denn wir reden ja bei Männern wie bei Frauen über das Gleiche: über Fußball.»
Bei seiner Fußballlehrer-Ausbildung sei die heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gefragt worden, auf welchem Level sie sich bei einem theoretischen Einstieg in den Männerfußball sehen würde. «Auch sie hat sich da eher verhalten und zurückhaltend eingeordnet, obwohl man eigentlich sagen müsste: Eine Frauen-Bundestrainerin könnte auch bei den Männern eine Mannschaft aus einer der ersten drei Ligen trainieren», sagte Lerch.
So wie die Spitzenclubs im Frauenfußball mittlerweile aufgestellt seien, unterscheide sich das bei der Art der Führung und bei der Aufstellung des Staffs mittlerweile nicht mehr so stark von den Männern. «Ich kann mir bei dem einen oder anderen Verein nur mehr Mut wünschen, zu sagen: Warum nicht auch mal so einen Wechsel vollziehen?», sagte Lerch. Als Beispiel nannte er den früheren Meistertrainer der Frauen des FC Bayern München: Thomas Wörle trainiert inzwischen den Männer-Regionalligisten SSV Ulm 1846.