Nachlässigkeiten am Ende einer kräftezehrenden Saison will Antonio Di Salvo gar nicht erst zulassen. Mit Respekt und Demut, aber auch einer Portion Lockerheit gehen der U21-Nationalcoach und sein Team die letzten Meter auf dem Weg zu ihrem ersten großen Etappenziel EM-Ticket an.
«Es ist nicht einfach, wenn man zwei Wochen frei hat. Der Kopf ist dann vielleicht ein bisschen woanders», mahnte Di Salvo vor dem letzten großen Kraftakt der Saison gegen Ungarn am 3. Juni (18.15 Uhr/Sat.1) in Osnabrück.
«Wir wollen den Gruppensieg nach Hause holen»
Einen Punkt braucht der deutsche Fußball-Nachwuchs um den Frankfurter Europa-League-Helden Ansgar Knauff noch, um das Ticket für das Turnier im Sommer 2023 endgültig zu sichern. «Wir wollen die letzten beiden Spiele auch noch so klar angehen und den Gruppensieg nach Hause holen», sagte Knauff auch mit Blick auf die schwere letzte Aufgabe in Polen vier Tage später. Die komfortable Ausgangssituation mit fünf Punkten Vorsprung will Di Salvo dabei möglichst ausblenden. «Es wäre trügerisch, wenn wir es auf die leichte Schulter nehmen würden», warnte er. «Wir unterschätzen Ungarn nicht, jedes Spiel wird schwer, es fängt beim 0:0 an.»
Trotz der Verschnaufpause für die Spieler zwischen dem Ende der Saison mit ihren Clubs und den beiden Länderspielen erlebt Di Salvo sein Team konzentriert. «Ich habe den Eindruck, dass die Jungs Spaß haben, dass sie fokussiert sind und dass sie diese Spiele auch ernst nehmen werden», sagte der 42-Jährige, der sein Team deshalb extra zwei Tage früher als sonst üblich zur Vorbereitung versammelte. «Wir gehen die Aufgabe total demütig und respektvoll an», kündigte der Coach an. «Wir wollen den Deckel jetzt draufmachen.»
Gegen Polen hat die U21 noch eine Rechnung offen
Ein besonderes Wiedersehen mit den U21-Teamkollegen erlebte Offensivspieler Knauff, der als Europa-League-Sieger aus Frankfurt anreiste. «Alle haben mich beglückwünscht, jeder macht mal einen Spruch, das ist einfach ein schönes Gefühl», sagte Knauff, der seine «unglaubliche Saison» nun mit dem EM-Ticket krönen will.
Den dafür nötigen Punkt will das Team unbedingt schon gegen Ungarn holen. «Wir wollen so schnell wie möglich unser EM-Ticket lösen», sagte der Bochumer Armel Bella-Kotchap. Gegen den letzten Gegner Polen hat das deutsche Team ohnehin noch eine Rechnung offen – im Hinspiel gab es mit 0:4 die einzige Quali-Niederlage auf dem bisherigen Weg zum Turnier in Georgien und Rumänien. «Natürlich haben wir das nicht vergessen», sagte der Gladbacher Luca Netz.
Die Niederlage im November war der Tiefpunkt der achtmonatigen Amtszeit von Di Salvo. Der vorherige Assistent von Ex-Coach Stefan Kuntz hat seitdem aber eine stetige Entwicklung bei seinem Team beobachtet. «Ich glaube schon, dass die Mannschaft auf dem richtigen Weg ist», sagte Di Salvo, für den die Arbeit nach der Qualifikation mit der Kader-Entwicklung erst so richtig beginnt: «Dann haben wir ein Jahr Zeit, in dem sich die Spieler zeigen und beweisen können.»