In den Kneipen und engen Gassen der Innenstadt von Sevilla sangen die Fans lautstark ihre Vereinshymnen – und auch bei den Fanfesten auf den großen Plätzen der andalusischen Metropole herrschte bei sommerlicher Hitze Hochstimmung.
Zehntausende Anhänger von Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers haben sich zumeist friedlich auf das Endspiel in der Europa League am Abend (21.00 Uhr/RTL) eingestimmt. «Ich bin jetzt 50 Jahre dabei, aber so etwas habe ich noch nie erlebt», sagte Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel wenige Stunden vor dem Anpfiff.
Die Fans des schottischen Vizemeisters dominierten in ihrem typischen Rangers-Blau das Straßenbild im Finalort. Eintracht-Präsident Peter Fischer rief die Anhänger des Fußball-Bundesligisten beim Fanfest auf dem Prado de San Sebastian daher zu einer letzten gemeinsamen Kraftanstrengung im laufenden Wettbewerb auf: «Zeigt den Bravehearts, was wir Frankfurter können. Die Mannschaft braucht eure Energie.»
Dann überbrachte der 66-Jährige den Fans Grüße von den Spielern: «Ich richte euch von der Mannschaft aus: danke, danke, danke, dass ihr hier seid.» Er sei ein «unglaublich stolzer Präsident, weil es euch gibt und ihr den Fußball verzaubert».
Erinnerung an Eintracht-Legenden
An dem historischen Fußballtag für die Hessen erinnerte Fischer an die gestorbenen Vereinslegenden Jürgen Grabowski und Bernd Nickel. «Natürlich denken wir heute an die beiden, die mit der Eintracht große Erfolge gefeiert haben. Wir werden sie nie vergessen», rief er den tausenden Eintracht-Anhängern zu. Wie Grabowski und Nickel war auch Körbel 1980 dabei, als die Eintracht mit dem UEFA-Pokal ihren bisher einzigen internationalen Titel gewann. «Es ist Zeit für neue Helden», sagte Körbel.
Da der bisher einzige Europa-Triumph der Glasgow Rangers vor dem Spiel sogar 50 Jahre zurückliegt, fiebern alle Beteiligten dem Showdown entgegen. «Wir sind voller Vorfreude, weil es für diesen Wettbewerb ein einzigartiges Treffen der lautstärksten und sangeskräftigsten Fans Europas ist», hatte Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann in der Nacht zum Mittwoch bei einem Empfang des Vereins betont. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin habe ihm gegenüber explizit seine Freude über das Endspiel zweier Traditionsclubs mit lautem Fansupport geäußert.
Weitgehend friedliche Atmosphäre
Obwohl das Bier seit den Mittagsstunden in Strömen floss, blieb es bis zum späten Nachmittag überwiegend friedlich. Lediglich rund 200 deutsche Anhänger sorgten für Ärger, als sie in der Nacht nahe der Kathedrale im Zentrum der südspanischen Stadt schottische Fans attackierten und die anrückende Polizei mit Leuchtraketen, Tischen und Flaschen bewarfen. Fünf Personen wurden festgenommen.
Vor dem Spiel liefen rund 10.000 Eintracht-Fans geschlossen vom Prado de San Sebastian zum Stadion. Beim Fanmarsch trugen die Anhänger fast ausnahmslos weiße Shirts und Trikots. Die Polizei leitete die Frankfurter kurzerhand um. Kurz vor dem Estadio Ramón Sánchez Pizjuán stoppten die Beamten die Hessen und hielten die Frankfurter Fans zunächst mit Reiterstaffeln zurück.
Offiziell hatten beide Fangruppen jeweils nur 10.000 Tickets erhalten. «Es sind 190.000 Fans, die wir nicht in dieses Micky-Maus-Stadion kriegen», schimpfte Fischer über das lediglich 44.000 Zuschauer fassende Estadio Ramón Sánchez Pizjuán. Zum Vergleich: Beim Public Viewing im und rund um das Frankfurter Stadion werden rund 60.000 Fans erwartet.