Die Spieler des 1. FC Union Berlin streiften sich schnell ihre Europapokal-Shirts über und tanzten ausgelassen vor ihren mitgereisten Fans.
«Wahnsinn», sagte der überglückliche Trainer Urs Fischer. «Außergewöhnliches» hätte seine Mannschaft geleistet. «Unfassbar, was wir hier als kleiner Verein Jahr für Jahr auf die Beine stellen», schwärmte Torschütze Grischa Prömel am Sky-Mikrofon.
Streich unzufrieden mit der Defensive
Mit einem 4:1 (3:0) beim SC Freiburg haben sich die extrem effizienten Köpenicker den zweiten Einzug ins internationale Geschäft nacheinander gesichert – und zugleich den Champions-League-Ambitionen der Badener einen Dämpfer verpasst. Deren Trainer Christian Streich kritisierte die Defensivarbeit seines Teams anschließend scharf.
16 Punkte holten die formstarken Unioner nun aus den vergangenen sechs Liga-Partien. In der Tabelle liegen sie vor dem letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga auf Platz sechs. Schlechtestenfalls schließen sie die Saison als Siebter ab. Im letzten Heimspiel gegen den VfL Bochum am kommenden Samstag könnten sie bei optimalem Verlauf sogar noch die Königsklasse erreichen. «Es liegt nicht an uns zu träumen, sondern zu liefern», sagte Coach Fischer mit Blick auf diese historische Chance. Eine überragende Saison der Berliner ist es aber so oder so schon.
Das gilt auch für die der Freiburger. Die SC-Profis wurden von ihrem Anhang nach der ersten Niederlage seit fünf Pflichtspielen am Samstag ebenfalls gefeiert. In der Tabelle bleiben sie vorerst Vierter, die Europapokal-Teilnahme haben sie schon längst sicher. Am Sonntag könnten sie von RB Leipzig allerdings aus den Champions-League-Rängen verdrängt werden. Und auch die insgesamt zehn Gegentore aus den zurückliegenden drei Partien schlagen den Breisgauern auf das Gemüt.
«Das ist einfach zu viel», sagte Nationalspieler Nico Schlotterbeck, der im Sommer zu Borussia Dortmund wechseln wird. «Wir haben schlecht verteidigt», betonte Streich. «Wie du die Tore kriegst, die Flanken zulässt – das geht nicht auf dem Niveau, das ist inakzeptabel.»
Mittelfeldspieler Prömel (11. Minute), Kapitän Christopher Trimmel (30.), der bestens aufgelegte Angreifer Sheraldo Becker (41.) und der eingewechselte András Schäfer (90.) trafen vor 34.700 Zuschauern für die Gäste. Lucas Höler (59.) verkürzte zwischenzeitlich für den SC.
Starkes Umschaltspiel der Unioner
Beide Mannschaften traten leidenschaftlich auf, die Freiburger erlebten in Summe aber einen Nachmittag zum Vergessen. Die Hausherren hatten zwar mehr Ballbesitz, taten sich gegen die kompakte Defensive der Berliner aber schwer, zwingende Torchancen herauszuarbeiten. Union wiederum überzeugte mit seinem Umschaltspiel – und dem an drei ihrer vier Tore beteiligten Becker. «Außergewöhnlich» fand Gäste-Trainer Fischer auch den Auftritt des flinken Offensivmannes.
Das zwischenzeitliche 1:1 durch Höler in der 23. Minute, das nach Videobeweis wieder zurückgenommen wurde, war auch ein Knackpunkt aus Sicht der Freiburger. «Ich verstehe es nicht», sagte Streich über die Handspiel-Entscheidung des Schiedsrichter-Gespanns um Felix Brych. Das Tor hätte seinem Team Kraft geben können. Das von Höler in der zweiten Hälfte zählte dann zwar – kam für eine Wende aber zu spät.