Kurz vor Mitternacht nippte Louis van Gaal an dem ihm gerade servierten Kaffee und biss in einen Keks. Dann schreckte der Bondscoach zumindest die anwesenden deutschen Journalisten bei der Pressekonferenz mit einem verwirrenden Corona-Geständnis auf.
Ein positiver PCR-Test verhindere seine Reise am Freitag zur WM-Auslosung nach Katar. «Kommt mir nicht zu nah», dröhnte die von einem Schmunzeln begleitete Warnung des niederländischen Nationaltrainers durch den Medienraum der Arena in Amsterdam.
Positiver Test? Bei van Gaal? Hatte der Bondscoach nicht gerade noch Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Torschütze Thomas Müller im Stadion nach dem 1:1 im unterhaltsamen WM-Test der Fußball-Rivalen umarmt? «Großartig, Louis van Gaal wiederzusehen», schrieb Müller auf Englisch bei Twitter über ein Bild der herzlichen Begegnung.
Kein Negativnachweis nötig
Die Aussagen des 70-jährigen van Gaal machten eines deutlich. In den Niederlanden wird mit der Pandemie grundsätzlich anders verfahren. Der in der Vorwoche mit Corona infizierte van Gaal hatte schon beim 4:2 gegen Dänemark am vergangenen Samstag wieder auf der Bank gesessen. 50.000 Zuschauer in der Arena trugen auch am Dienstag in überwältigender Mehrheit keine Masken mehr. Ein Negativnachweis wurde zum Eintritt ins Stadion nicht benötigt.
Eine angeordnete Freitestung nach positivem Befund gibt es in den Niederlanden auch nicht mehr. Es gibt nur die Empfehlung, dass man nach fünf Tagen und wenn man 24 Stunden keine Beschwerden mehr hat, einen Selbsttest macht. Van Gaal hüstelte auf dem Pressepodium einmal leicht. Das lag aber wohl eher an einem Kekskrümel in seinem Hals.
Nach Katar darf der frühere Bayern-Coach nun dennoch nicht. Der WM-Gastgeber verlangt einen negativen PCR-Test zur Einreise. Den kann van Gaal offenbar derzeit nicht vorlegen. Größere Sorgen bereitet ihm die ganze Lage aber nicht. «Ich vertraue dem Mannschaftsarzt», sagte er. In Doha wird ihn nun sein Assistent Danny Blind bei der Einteilung der WM-Kontrahenten vertreten. Die Niederlande sind bei der Auslosung wie die deutsche Mannschaft im zweitbesten Topf gesetzt.