Fredi Bobic zeigte hinter dem Mund-Nasenschutz auf der Tribüne zunächst keine Regung, Tayfun Korkut zog sich mit hängenden Schultern die Jacke an und ging. Auch kein Abklatschen mehr mit den enttäuschten und ratlosen Spielern.
Der erst Ende November von Bobic als Retter geholte Korkut dürfte nach dem nächsten Rückschlag im Kampf gegen den Bundesliga-Abstieg wohl nicht mehr als Trainer von Hertha BSC zu halten sein.
Gespräche über Korkuts Zukunft angekündigt
Bobic kündigte bei Sky Gespräche mit dem Finanzvorstand, dem Vereinspräsidenten und auch mit Korkut in den kommenden Stunden an. «Deswegen wird es auch kein Hauruck geben. Sondern wir werden sehen. Wir werden uns morgen auf jeden Fall dazu äußern», sagte Bobic. «Dass der Verein vor uns allen steht, auch vor mir steht, das ist auch klar. Ich rechne mit gar nichts kurz nach dem Spiel», sagte Korkut.
Kurz zuvor hatten die in diesem Jahr noch sieglosen Hauptstädter das Krisen-Duell bei Borussia Mönchengladbach 0:2 (0:1) verloren und rutschten am 26. Spieltag auf den vorletzten Tabellenplatz ab. «Es ist einfach eine absolute Scheißsituation», betonte Hertha-Angreifer Davie Selke: «Aber wir müssen uns dem jetzt stellen.»
Ein von Alassane Plea (24. Minute) verwandelter Foulelfmeter und ein Kopfball von Matthias Ginter (59.) besiegelten dagegen für die zuletzt ebenfalls arg taumelnden Borussen vor 30.675 Zuschauern den so wichtigen Sieg. «Im Endeffekt zählen nur die drei Punkte, und da sind wir jetzt sehr glücklich», sagte Torschütze Ginter: «Wir haben uns die Saison natürlich ganz anders vorgestellt, aber das bringt jetzt nichts.»
Hütter coronabedingt nicht dabei
Für Korkuts Kollegen Adi Hütter war der erste Drei-Punkte-Erfolg seit einem Monat wohltuend – der Österreicher war ebenfalls in die Kritik geraten, erst recht nach dem desaströsen 2:3 nach 2:0-Führung beim VfB Stuttgart zuletzt. Im Stadion erlebte er den Sieg aber nicht, Hütter befand sich wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne. Mit nun 30 Zählern haben die Gladbacher acht Spiele vor dem Saisonende sieben Punkte Vorsprung auf die Hertha, die seit neun Spielen – sieben Niederlagen und zwei Remis – auf einen Sieg wartet und die Abstiegsränge.
Von Beginn an engagiert drängten die Borussen die Berliner in die Verteidigung. Korkut hatte es mit einer extrem defensiv eingestellten Mannschaft probiert, mit dem schnellen Marcus Thuram hatten die Berliner dennoch extreme Probleme. Offensiv fanden sie erst nach der Pause statt.
Breel Embolo setzte die erste Gladbacher Chance des Spiels an den Pfosten (9.), auch Thuram (14.) blieb gefährlich. Der wegen seiner lethargischen Spielweise gegen Stuttgart noch arg kritisierte Franzose holte nach gut 20 Minuten auch den Foulelfmeter heraus, den Plea zur Führung verwandelte.
Plea erzielt per Elfmeter die Führung
Marc Oliver Kempf kam gegen Thuram im Strafraum klar zu spät, was Schiedsrichter Florian Badstübner erst nach Studium der Videobilder sah. Für Plea war sein Elfmeter-Tor der siebte Scorerpunkt im sechsten aufeinanderfolgenden Spiel. Dabei war auch Marcel Lotka, der etwas überraschend erneut im Tor stand, chancenlos. Nach einer Corona-Infektion war Stammkeeper Alexander Schwolow gar nicht im Kader. Lotka war dabei noch bester Berliner.
Das Zwischen-Hoch der Gäste, die durch die Hereinnahme von Suat Serdar nach dem Wechsel auch angriffslustiger wurden, verpuffte schnell. Nationalspieler Ginter besorgte nach einer Ecke des früheren Berliners Luca Netz die beruhigende Vorentscheidung für die Borussia.