Noch ein Assistent löst das Problem der Schiedsrichterpatzer in der Fußball-Bundesliga auch nicht – da waren sich der benachteiligte Christian Streich und Profiteur Bo Svensson einig. Selbst mit Videobeweis rutschte das irreguläre Tor des FSV Mainz 05 beim 1:1 (1:0) in Freiburg durch.
«Klar kannst du noch mal einen dazu nehmen. Die Frage ist, wo es endet, weil irgendwann wieder ein Fehler kommt», gab Freiburgs Trainer Streich zu Bedenken: «Es wird ja nicht immer einfacher, je mehr Leute es werden.» Sein Kollege sah es ähnlich. «Wie viele Leute sollen wir da sitzen haben?», meinte Svensson: «Der Fehler war sehr, sehr klar.»
«Der VAR hatte den Fokus auf das Handspiel»
Auch weil Rekordjoker Nils Petersen nach komplizierten Monaten dem SC Freiburg das Remis gerettet hatte, ging Streich mit dieser Diskussion gelassen um. Aber natürlich rätselte auch er, warum selbst das intensive Sichten der Bilder des Video-Schiedsrichters Sascha Stegemann nicht ausreichte, um eine Abseitsstellung zu erkennen.
Das Problem: Auf ein Abseits von Torschütze Alexander Hack wurde nicht geachtet, der Kölner Videokeller prüfte ein Handspiel. «Man denkt dann immer: Es kann doch nicht sein, dass so was passiert», sagte Streich: «Aber einem selber sind ja auch schon solche Fehler passiert, und man kann sich nachher nicht erklären, warum. Natürlich steht der Torschütze so, dass man logisch an Abseits denkt».
In der Szene nach einer guten halben Stunde, in der sich die Gäste die Führung verdient hatten, parierte Freiburgs Torhüter Mark Flekken einen Kopfball von Dominik Kohr. Hack setzte erfolgreich nach, obwohl er vorher im Abseits war. Das Eingreifen von Flekken habe nicht zu einer neuen Situation geführt, erläuterten Referee Deniz Aytekin und der Deutsche Fußball-Bund. Das Abseits hätte geahndet werden müssen.
«Der VAR hatte den Fokus auf das Handspiel und die Freiburger Spieler hatten kurz reklamiert wegen des Handspiels. Es ist ärgerlich, aber das Tor hätte nicht zählen dürfen», räumte Aytekin bei Sky ein.
Wie oft hat sich Streich über Referees aufgeregt. Bei diesem «ganz, ganz seltenen Fehler» sprach er Aytekin von Schuld frei. Er fände es gut, dass sich Aytekin gewissermaßen für seine Kollegen entschuldigt habe. «Ich wüsste nicht, wann in den letzten Monaten so ein Fehler passiert ist, mit so einer falschen Entscheidung», sagte Streich.
Petersen: «Eine krasse Befreiung»
Neben dem Aufreger-Thema gehörte der Samstag Torschütze Petersen, auf den nach dem Abpfiff geduldig ein paar Autogrammjäger warteten. Petersen – wer sonst, möchte man fragen. Doch selbst Jokertore sind für ihn in dieser Saison alles andere als selbstverständlich. Auch, aber nicht nur, wegen Verletzungen kam er wenig zum Zug. Es kamen Gedanken an einen Abschied auf, sein Vertrag läuft aus.
Der SC-Rekordtorjäger erzielte erst seinen zweiten Saisontreffer und den ersten seit Anfang Oktober. «Eine krasse Befreiung», gab Petersen im SWR zu. Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung hatte es der 33-Jährige wettgemacht, dass der SC lange ohne Inspiration und mit zu wenig Tempo aufgetreten war. Ein Eckball von Vicenzo Grifo, einmal verlängert von Nicolas Höfler, und Petersen war zur Stelle (69.).
Dass Fans seinen Namen gerufen und seinen Einsatz gefordert hatten, habe für «Gänsehaut» gesorgt, sagte Petersen. «Wenn man dann lange nicht trifft, ist es auch ein bisschen so, dass eine Zweiflerphase kommt», sagte er: «Manchmal gibt es einen Fußball-Gott, der es einem wieder gönnt.» Mit seinem 31. Bundesliga-Jokertor baute Petersen seinen Rekord aus. Ohne ihn wäre der Ärger über den irregulären Mainzer Treffer womöglich ein anderer gewesen.