Die «Hütter-raus»-Rufe im Borussia-Park waren unüberhörbar. Doch sie kamen aus dem Block der Frankfurter Fans, die ihrem ehemaligen Coach nicht verziehen haben, dass er den Club im Sommer verlassen hat.
«Damit habe ich mich nicht beschäftigt», sagte Gladbachs Cheftrainer Adi Hütter, der in den eigenen Reihen auch nach der vierten Niederlage und mittlerweile akuten Abstiegssorgen weiterhin Rückendeckung genießt.
Ungemütliche Zeiten im Borussia-Park
Für Hütter war es ein bitterer Abend, denn gegen seinen Ex-Club hätte er lieber Glückwünsche als Mitleid von seinen ehemaligen Spielern erhalten. Zudem hätte seine Mannschaft trotz aller Sorgen einen Punkt verdient gehabt. «Das war eine unverdiente Niederlage», betonte der 51-jährige Coach von Borussia Mönchengladbach nach dem 2:3 gegen Eintracht Frankfurt.
Es sind ungemütliche Zeiten im Borussia-Park, wie es der frühere Nationalspieler Christoph Kramer formulierte. Vier Niederlagen am Stück, 17 Gegentreffer, nur noch einen Punkt vor dem Relegationsplatz – und die drei nächsten Gegner kommen aus den Top-Vier der Fußball-Bundesliga: TSG 1899 Hoffenheim, FC Bayern München und Bayer Leverkusen.
«Jeder kann die Tabelle lesen, aber es kann auch ganz schnell wieder nach oben gehen», sagte Kramer. Die Zuversicht zieht der 30-Jährige aus den Trainingseinheiten in der Woche und einer phasenweise guten Leistung gegen Frankfurt. Trotz der Niederlage sei es ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. «Es geht um die Art und Weise, wir haben wieder gute Lösungen gefunden. Man kann im Fußball nichts erzwingen», befand Kramer.
Hütter: Wir werden da wieder rauskommen
Der Trainer hat natürlich seinen Anteil an dem Absturz, aber er ist gewiss nicht das Problem. Die Mannschaft offenbart Schwächen, wie sie schon unter Hütter-Vorgänger Marco Rose zu sehen waren. Im Frühjahr hagelte es unter dem heutigen BVB-Coach sogar sieben Pflichtspielniederlagen in Serie – Rose blieb. Eine Trainerdiskussion bezeichnete Sportdirektor Max Eberl bereits als «absurd», daran ändert auch die unglückliche Niederlage gegen die Hessen nichts.
Schließlich hat der Club 7,5 Millionen Euro für den ehemaligen Frankfurter Trainer auf den Tisch gelegt. Eberl weiß, dass Hütter mit seiner Ruhe und Erfahrung nicht den Kopf verlieren und Lösungen finden wird. «Wenn die Mannschaft so arbeitet, werden wir da auch wieder rauskommen», sagte der Chefcoach.
«Den Kader mal durchforsten»
Für ihn spricht auch, dass er sich nicht permanent über die schwierige Personalsituation beklagt. Gegen Frankfurt fehlten in Jonas Hofmann, Lars Stindl und Nico Elvedi drei wichtige Stammspieler. Andere Profis wie Matthias Ginter, Alassane Plea und Marcus Thuram laufen ihrer Form hinterher, auch Denis Zakaria leistete mit einem katastrophalen Ballverlust seinen Beitrag zum ersten Gegentreffer.
Ginter und Zakaria, deren Verträge zum Saisonende auslaufen, wird teilweise vorgeworfen, dass sie sich mehr mit ihrer persönlichen Zukunft beschäftigen als mit dem Verein. Kramer betonte, dass dies kein Grund für ein Formtief sei. «Wenn du auf dem Platz stehst, spielt das keine Rolle», sagte er. Dennoch wird es zur Rückrunde Veränderungen im Kader geben – in beide Richtungen und mit bescheidenen Mitteln. Das wird die dringlichste Aufgabe für Sportdirektor Eberl sein. «Sicherlich müssen wir den Kader mal durchforsten und schauen, was wir im Winter machen», sagte Hütter.
Die Fans, von denen statt der erlaubten 15.000 nur 10.028 gekommen waren, honorierten das Engagement der Mannschaft trotz aller Fehler mit Applaus. «Das tut der Mannschaft sehr, sehr gut», befand Hütter. «Aber sie haben auch gesehen, dass die Mannschaft eine Reaktion gezeigt und alles gegeben hat. Das lässt uns mit einem guten Gefühl ins nächste Spiel gehen», sagte der Österreicher.