Tayfun Korkut wirkte nach dem späten Teilerfolg zu seinem Trainer-Debüt bei Hertha BSC nicht nur erleichtert, sondern fast etwas euphorisiert.
Lange hatte im Spiel beim VfB Stuttgart alles auf eine Pleite hingedeutet. Doch Stevan Jovetic sicherte den Berlinern im Kellerduell der Fußball-Bundesliga nach einem 0:2-Rückstand per Doppelpack noch ein 2:2 (1:2) – und dem neuen Coach damit einen zumindest halbwegs gelungenen Einstand. Der sparte daraufhin nicht mit Lob. Er müsse seinem Team «ein Riesenkompliment» für einen «mutigen Auftritt» machen, bemerkte Korkut.
Korkut dankt seinen Spielern
Angesichts des späten Ausgleichstreffers freue er sich «unheimlich» für die Mannschaft und dankte seinen Spielern für «die Aufmerksamkeit» und «die Neugier» in der ganzen Trainingswoche, für «das Gefühl», das die Profis «dem ganzen Trainerteam gegeben» hätten.
Dennoch sah es im entscheidenden Moment zum Wochenausklang bis weit in die zweite Halbzeit hinein so aus, dass die Berliner ihren Negativlauf fortsetzen würden. Omar Marmoush (15. Minute) und Philipp Förster (19.) hatten Korkuts Ex-Club aus Stuttgart früh in Führung gebracht, doch Jovetic (40./76.) schlug noch stark zurück. Die abstiegsgefährdeten Berliner blieben sechs Tage nach dem Rauswurf von Pal Dardai damit zwar auch im fünften Ligaspiel nacheinander sieglos, konnten als Tabellen-14. aber zumindest den VfB auf Distanz halten.
Dass sein Team eine Zwei-Tore-Führung so leichtfertig aus der Hand gab, schlug sichtbar auf die Stimmung von VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. «Das nervt mich schon», bemerkte der 44-Jährige. Statt den Gegner nach dem 2:0 «zu killen», habe sein Team schlicht zu wenig gemacht, kritisierte er. VfB-Torwart Florian Müller bemängelte: «Wir haben nach dem 2:0 aufgehört, Fußball zu spielen.»
Stuttgart mit furiosem Start
Dabei hatten die Stuttgarter, nach dem jüngsten 2:1-Sieg gegen Mainz 05 mit Selbstvertrauen ausgestattet, furios begonnen. Schon nach 19 Minuten stand es 2:0 für die Gastgeber, die durch ihr schnelles Umschaltspiel überzeugen konnten. Vor dem Führungstor landete ein Ball von Waldemar Anton, der trotz Oberschenkelproblemen auflief, beim davoneilenden Marmoush. Dieser schüttelte Dedryck Boyata ab und behielt allein vor Keeper Alexander Schwolow die Nerven.
Die Freude im VfB-Lager wurde trotz coronabedingter Kulisse von nur 395 Zuschauern noch größer, als Förster kurz darauf die Führung ausbaute. Unbehelligt bewegte sich der Mittelfeldprofi aufs Hertha-Tor zu, zog aus 18 Metern zentraler Position ab – und traf. Marmoush verpasste drei Minuten später gar noch das 3:0 – es wäre womöglich die Vorentscheidung gewesen.
Fast-Treffer als Hallo-wach-Effekt für Hertha
Stattdessen schöpften die Herthaner durch eine gekonnte Einzelaktion von Ishak Belfodil neue Hoffnung. Der 29-Jährige zirkelte den Ball nach 34 Minuten von links ins lange Eck – und hatte Pech, dass Vladimir Darida Torwart Müller beim Schuss aus einer Abseitsposition heraus die Sicht genommen hatte. Referee Benjamin Brand gab den Treffer zunächst, ließ sich aber bei Ansicht der TV-Bilder umstimmen.
Der Fast-Treffer von Belfodil bewirkte bei den Gästen dennoch eine Art Hallo-wach-Effekt. Sechs Minuten später war der Anschlusstreffer dann besiegelt: Diesmal profitierte Jovetic von einer zu inkonsequenten VfB-Verteidigung, konnte unbedrängt Meter machen und präzise einnetzen.
Nach der Pause wurde die Hertha mutiger. Kleinere Gelegenheiten unter anderem durch Darida (54.) und Maolida (56.) blieben ebenso wie ein satter Freistoß von Jovetic (73.), den Müller stark parierte, ungenutzt. Doch kurz darauf war der Montenegriner auch vom VfB-Keeper nicht mehr zu stoppen. Marvin Plattenhardts Flanke ließ Belfodil für Jovetic abtropfen – der drückte den Ball über die Linie. Auf der Gegenseite hatten die Gäste Glück, dass Marmoushs Treffer (66.) – erzielt aus hauchdünner Abseitsposition – nicht gegeben wurde.