Erleichtert klatschten die Profis des 1. FC Union Berlin nach einem Kraftakt im Mittelkreis ab und freuten sich über die Chance aufs Weiterkommen.
Bei Maccabi Haifa setzte sich der Fußball-Bundesligist mit 1:0 (0:0) durch und steht nun vor einem Endspiel um den Einzug in die K.o.-Phase der Europa Conference League. Gelingen würde das Überwintern im internationalen Wettbewerb durch einen weiteren Sieg im letzten Gruppenspiel am 9. Dezember im Berliner Olympiastadion gegen Slavia Prag. Das Team von Trainer Urs Fischer hat nach dem zweiten Erfolg in der Gruppe E nun sechs Punkte auf dem Konto. Den entscheidenden Treffer in Israel erzielte der norwegische Nationalspieler Julian Ryerson (66. Minute).
«Wir sind froh, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Das ist alles, was heute zählt», sagte Union-Stürmer Max Kruse, der auch zugab: «Wir hätten das Spiel dominanter gestalten können.» Man habe aber zu einfach Bälle abgegeben und sich so selbst das Leben scher gemacht, betonte der ehemalige Nationalspieler: «Es hat noch niemand aus der Gruppe hier gewonnen. Deswegen haben wir eine Leistung gebracht.»
Union profitiert von Prager Gegentor
Etwas Glück hatte Union, dass Prag zeitgleich in der Nachspielzeit gegen Feyenoord Rotterdam noch den Ausgleich zum 2:2 kassierte. Hätte Slavia gewonnen, hätte Union gegen den tschechischen Traditionsclub in zwei Wochen sogar mit zwei Toren Unterschied gewinnen müssen. So würde auch ein Erfolg mit nur einem Treffer Abstand reichen.
120 Kilometer entfernt von Tel Aviv begann Union zwar druckvoll, konnte sich aber zu lange keine klaren Chancen erspielen. Wie schon beim 3:0 im Hinspiel setzte Fischer im Tor auf den Dänen Frederik Rönnow, Stammkeeper Andreas Luthe musste auf die Bank. Der Schweizer Coach wollte das nicht als Degradierung Luthes, sondern als verdiente Belohnung für Rönnow verstanden wissen. Insgesamt wurde nach dem 2:0 im Berliner Derby gegen Hertha BSC am vergangenen Wochenende auf vier Positionen gewechselt, unter anderen fehlten Kapitän Christopher Trimmel und Stürmer Cedric Teuchert wegen Sperren.
Rund 600 Union-Fans in Israel dabei
24.000 Zuschauer im ausverkauften Samy-Ofer-Stadion, darunter rund 600 Union-Fans, sorgten zwar für prächtige Stimmung, die Profis auf dem Platz boten aber viel zu wenig. Sowohl Israels Tabellenzweiter Haifa als auch der Bundesliga-Fünfte Union ließen es lange an Kreativität mangeln. Zudem kamen die entscheidenden Pässe vors Tor zu ungenau. Kurz nach der Pause erhöhte Maccabi den Druck und Unions Ryerson konnte in höchster Not gerade noch rechtzeitig klären (47.).
Und was machte Berlin? Gegen den gut organisierten Abwehrblock der Israelis versuchte es Max Kruse mit einem Schuss aus 25 Metern (55.), dieser verfehlte jedoch das Tor. Besser machte es Ryerson per Kopf nach Vorlage des gerade zuvor eingewechselten Sheraldo Becker. Danach belauerten sich beide Mannschaft weiter und Union brachte den knappen Vorsprung über die Zeit. Einen gefährlichen Freistoß in der Nachspielzeit lenkte Rönnow noch über das Tor.
Stunden vor dem Anpfiff hatte eine Delegation des 1. FC Union die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht. «Es war uns ein tiefes Bedürfnis, unsere offizielle Reise nach Israel für den Besuch dieses besonderen Ortes zu nutzen und ich bin sehr dankbar, dass wir hier sein konnten», sagte Vereinspräsident Dirk Zingler. Während des Hinspiels hatte es in Berlin antisemitische Vorfälle und Angriffe auf Fans des israelischen Meisters gegeben. Die tätlichen Übergriffe waren im September vom Club scharf verurteilt worden.