Am Ende einer Bilderbuchwoche blieb Lukas Nmecha betont cool. Keine ausgelassene Freude, keine frechen Sprüche – bevor er an diesem Montag erstmals zum Kreis der Nationalmannschaft stoßen wird, gab sich der Stürmer des VfL Wolfsburg ganz entspannt.
«Ich war ein bisschen überrascht, versuche aber auch da mein Ding zu machen», sagte Nmecha vor seiner Premiere bei Deutschlands besten Fußballern. «Ich habe schon früher gelernt, dass ich meine Emotionen nicht zu hoch und nicht zu niedrig hänge. Ich versuche, auf dem Boden zu bleiben.»
Dabei hätte Nmecha allen Grund, etwas forscher aufzutreten. Tor gegen Leverkusen, Tor gegen Salzburg, Tor gegen Augsburg – besser hätten die vergangenen Tage für den 22-Jährigen nicht laufen können. Zumal es zwischendurch eben noch jenen Anruf gab, mit dem er gar nicht gerechnet hatte. Bundestrainer Hansi Flick war am anderen Ende der Leitung und informierte Nmecha über seine erstmalige Nominierung für das Nationalteam. «Ich habe das nicht wirklich erwartet. Das war ein bisschen ein Schock», sagte Nmecha, «aber die Freude kam, als ich es meinen Eltern erzählt habe, die sich auch sehr gefreut haben».
In Wolfsburg gegen Liechtenstein
Ausgerechnet in Wolfsburg wird der Offensivspieler nun erstmals zur DFB-Elf gehören, die dann am Donnerstag in der Volkswagen-Arena gegen Liechtenstein spielt. «Ich kann einfach am Montag ganz entspannt ins Hotel gehen, brauche nicht groß anzureisen», sagte Nmecha über seinen kurzen Weg zur DFB-Kader-Premiere.
Der Weg zum Durchbruch in der Bundesliga dauerte da etwas länger. 2019 wechselte er zum ersten Mal auf Leihbasis von Manchester City zum VfL Wolfsburg in die Bundesliga, konnte sich unter Trainer Oliver Glasner aber noch nicht durchsetzen. Über den Umweg RSC Anderlecht kehrte der ältere der beiden Nmecha-Brüder im Sommer für rund acht Millionen Euro in die VW-Stadt zurück. Dieses Mal aber nicht mehr als junges, weitgehend unbekanntes Talent auf Leihbasis. Sondern als der Stürmer, der die deutsche U21-Nationalmannschaft zuvor im Juni zum Europameister-Titel geschossen hatte. Im Endspiel gegen Portugal gelang ihm der Siegtreffer zum 1:0.
Flick: «Ein anderer Spielertyp»
«Er versucht immer wieder, Räume zu schaffen. Er ist ein bisschen ein anderer Spielertyp als die, die wir derzeit haben», sagte Flick der Deutschen Presse-Agentur über den Neuling. Nun hofft Nmecha natürlich auf ein paar Einsatzminuten, will sich aber keinen Druck machen. «Ich versuche da einfach hinzugehen, gut zu trainieren und hoffe, dass ich dann meine Chance bekomme.» Auch der neue Wolfsburger Trainer Florian Kohfeldt hat dem gebürtigen Hamburger geraten, sich nicht zu viel Druck zu machen. «Enjoy» sei das einzige gewesen, was er Nmecha mit auf den Weg gegeben habe, sagte Kohfeldt nach dem 1:0 gegen Augsburg am Samstag.