Mark van Bommel lächelte, scherzte auf der Pressekonferenz mit den Journalisten und ließ sich das aktuelle sportliche Tief auch sonst nicht anmerken.
«Ruhig bleiben» und weiter «das Gleiche machen» lautet die Devise des Wolfsburger Trainers vor dem richtungsweisenden Champions-League-Duell mit Gruppen-Spitzenreiter RB Salzburg. «Das haben wir nach den vier Spielen gemacht, wo wir Bayernjäger waren, und das machen wir jetzt auch», sagte er mit der Klarheit des von sich selbst Überzeugten am Dienstag.
Im herbstlich-malerischen Salzburg will der VfL den Ligafrust nach zuletzt drei Niederlagen in Serie vergessen machen. Dabei müssen die Niedersachsen allerdings unter anderen auf ihren besten Stürmer verzichten. Wout Weghorst kann wegen eines positiven Coronatests nur aus der Quarantäne zuschauen. Das Angreiferduell mit dem begehrten deutschen Jung-Nationalspieler und RB-Torgaranten Karim Adeyemi fällt aus. Es gehe ihm «den Umständen entsprechend gut», sagte van Bommel mit Bezug auf seinen niederländischen Landsmann Weghorst immerhin.
«Komplizierte Situation»
Die aktuelle Lage bei den Wölfen beschrieb Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke als «komplizierte Situation». Nach der jüngsten Pleite beim 1. FC Union Berlin sagte der 57-Jährige dem «Sportbuzzer»: «Fakt ist: Die Darbietungen genügen nicht unseren Ansprüchen.»
Wolfsburg ist in der Fußball-Bundesliga derzeit wohl das beste Beispiel, wie schnell aus einem Spitzenteam eine Krisenmannschaft werden kann – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Noch vor gut einem Monat führte Wolfsburg die Tabelle vor dem FC Bayern München an und startete voller Selbstvertrauen in die Königsklasse. Nun machen defensive Mängel und mangelhafte Chancenverwertung den VfL-Fans bange.
Es gelte jetzt, «nicht den Kopf in den Sand zu stecken», sagte Mittelfeldantreiber Maximilian Arnold und forderte: «Wir müssen schon mal anders auftreten in der Defensive, weil dann kommt das in der Offensive von ganz allein.»
Gegen den schnellen und trickreichen Angriff des österreichischen Red-Bull-Clubs sind höchste Konzentration und großer Einsatz gefordert. Der unter anderem von den Bayern und Borussia Dortmund umworbene Turbo-Stürmer Adeyemi ist nach einer Pause in der Liga einsatzbereit. «Er ist 100 Prozent fit», sagte Salzburgs deutscher Trainer Matthias Jaissle. «Das am Wochenende war eher eine Vorsichtsmaßnahme.» Adeyemi hat in der österreichischen Bundesliga in dieser Saison in zehn Partien acht Tore erzielt und auch in der Champions League schon zweimal getroffen.
Salzburg an der Spitze
Mit vier Punkten steht Salzburg vor der Partie am Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) an der Tabellenspitze von Gruppe G. Wolfsburg hat zwei Zähler. Als Favorit sieht Jaissle seine Mannschaft dennoch nicht.
«Trotz der Tabellenkonstellation bleiben wir demütig und bescheiden», sagte der 33-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn man die Marktwerte von uns und Wolfsburg vergleicht, wissen wir schon, welche Ausgangsposition vor diesem Spiel herrscht. Das ist eine absolut enge Gruppe, so wie viele Experten es vorher prophezeit haben.» Der OSC Lille ist mit einem Punkt Tabellenletzter, der FC Sevilla hat wie Wolfsburg zwei Zähler.
Vor allem das Sevilla-Spiel, in dem Wolfsburg nach einem unberechtigten Elfmeter für die Spanier in der Schlussphase noch den 1:1-Endstand hinnehmen musste, ärgert van Bommel bis heute. «Ich denke, dass wir zwei Punkte zu wenig haben», sagte er. «Es liegt ganz nah aneinander, ob man die Spiele gewinnt oder verliert.»