Das Unentschieden (1:1) im Borussen-Duell zwischen Mönchengladbach und Dortmund hat sporadisch für Wirbel gesorgt. Wenn es turbulent wurde, stand vor allem einer im Mittelpunkt: Schiedsrichter Tobias Stieler. Gleich mehrere seiner Entscheidungen sorgten für Diskussionen, immer ging es dabei um vermeintliche Elfmeter für Borussia Mönchengladbach.
Obwohl Stieler am Ende nach Intervention des Videoschiedsrichters nur einen von vier möglichen Strafstößen gab, zeigten sich die Gladbacher am Ende zufrieden mit Stielers Leistung, der BVB dagegen nicht. Stieler äußerte sich nach dem Spiel selbst ausführlich zu den strittigen Situationen und erläuterte seine Entscheidungen genau.
«Der Schiedsrichter hat es sehr, sehr gut erklärt», lobte Gladbachs Sportchef Roland Virkus. Dortmund-Coach Nuri Sahin stapfte nach dem Spiel dagegen wutentbrannt und pöbelnd in die Kabine und schrie «Fuck off».
Foulspiel von Bensebaini an Scally
In der 13. Minute läuft der Ball an der Grundlinie neben dem Dortmunder Tor ins Aus. Dabei tritt der Ex-Gladbacher Ramy Bensebaini Joe Scally vermeintlich unabsichtlich auf den Fuss, als der Ball längst weg ist. «Der Ball geht raus. Das ist eine tote Zone. Der Gladbacher verlangsamt noch und dann kommt es zu einem Fußtreffer, Unfall. Ich glaube, da sind wir uns wirklich alle einig, dass da niemand einen Elfmeter für haben will», befindet Stieler am Sky-Mikrofon. «Interessanterweise hat ja auch kein Spieler reklamiert. Die haben schon manchmal ein gutes Gespür.»
Handspiel von Serhou Guirassy
Kurz darauf schoss Gladbachs Rocco Reitz in seinem 50. Bundesligaspiel aufs Tor. Der Ball sprang dem im Strafraum unmittelbar vor ihm stehenden Serhou Guirassy deutlich an die Hand, von dort neben das Tor. Stieler, der zunächst auf Abstoß entschieden hatte, stand dann in Kontakt zu seinem Videoschiedsrichter Reichel, schaute sich die Szene aber nicht noch mal an.
Der Fall erinnert an das nicht geahndete Handspiel von Spaniens Marc Cucurella im EM-Viertelfinale gegen Deutschland im Sommer. «Der Unterschied ist ja schon mal, dass es beim Deutschland-Spanien-Spiel ein Torschuss aus fünf bis zehn Metern war, eher aus zehn Metern wahrscheinlich. Hier kurze Distanz und normale Körperhaltung und der Arm schwingt nach hinten durch. Wenn so viele Fragezeichen sind, dann kein Handspiel in der heutigen Zeit», erläuterte Stieler anschließend.
Gladbachs Sportchef Virkus pflichtet dem bei: «Das Handspiel hat er erklärt, das kann ich nachvollziehen. Deshalb im Sinne des Fußballs kein Elfmeter – kann ich mit leben.»
Elfmeterpfiff nach VAR-Einsatz bei Groß-Foul an Kleindienst
In der 71. Minute gleicht Gladbach per Foulelfmeter durch Kevin Stöger aus. Vorausgegangen war eine Ecke, bei der Pascal Groß seinen Nationalmannschaftskollegen Tim Kleindienst zu Boden reißt. Stieler entscheidet erneut nicht auf Strafstoß, worauf der VAR sich einschaltet. Der Unparteiische schaut sich die Videobilder an und gibt den Elfmeter.
«Dass der VAR eingreift, kann ich nicht nachvollziehen, weil es für mich keine klare Fehlentscheidung ist», ereifert sich BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Stieler hingegen sagt: «Ich hatte in der Tat einen Halteverdacht. Aber auf Verdacht einen Elfmeter zu pfeifen, ist in der heutigen Zeit immer ein bisschen schwierig. Ich war dann im Kontakt mit Tobias Reichel und er teilte mir mit, dass es ein Haltevergehen ist. Und dass der Dortmunder Spieler eben nur gegnerorientiert ist.»
Am Bildschirm sieht Stieler schließlich: «Er schaut ja gar nicht nach dem Ball, schaut nur nach seinem Gegenspieler und reißt ihn dann am Hals um. Es ist nicht auszuschließen, dass er ohne dieses Halten an den Ball gekommen wäre. Dann ist es am Ende des Tages ein Video-Elfmeter.»
Handspiel von Bensebaini?
Unmittelbar vor der Ecke, die zum Elfmeterpfiff führte, reklamierten die Gladbacher ein Handspiel von Bensebaini im Strafraum. Dazu äußerte sich Stieler nicht. Nachvollziehbar, denn der Ball prallte dem früheren Gladbacher eindeutig an die Schulter und nicht an der Arm.