Während des deutschen EM-Achtelfinales gegen Dänemark klettert ein Mann unter das Dortmunder Stadiondach – und wird erst nach dem Schlusspfiff von der Polizei abgeführt. Die Szenen sorgten auch international für große Aufmerksamkeit, wieder stellen sich Fragen zum Sicherheitskonzept bei der Fußball-EM.
Was wir wissen
Die Dortmunder Polizei verschickte in der Nacht drei Mitteilungen, eine weitere folge am Sonntagmittag. Der Mann ist demnach ein 21-Jähriger aus Osnabrück. «Seit Bekanntwerden der Situation für die Polizei im Stadion um 22.11 Uhr konnte die Polizei den 21-Jährigen lückenlos beobachten und die Lage jederzeit einschätzen», hieß es. «Eine Gefahr ging von ihm nicht aus.» Um 23.44 Uhr, nach dem Spielende, sei der Mann den Anweisungen der Polizei gefolgt und von einer Spezialeinheit festgenommen worden. Ein Hubschrauber habe zudem das Stadiondach ausgeleuchtet, teilte die Polizei mit.
Auf einem Video, das von der englischen Zeitung «Daily Mail» veröffentlicht wurde, ist zu sehen, dass der Mann zunächst vermummt war und einen größeren Rucksack auf dem Rücken hatte. Er kletterte von den begehbaren Plattformen unter dem Stadiondach auch auf die Streben der Dachkonstruktion. Auch der Moment, in dem der Mann abgeführt wird, ist dokumentiert.
Die deutschen und dänischen Spieler waren über den Zwischenfall informiert. Konkrete Auswirkungen auf den Spielablauf oder die Abreise nach der Partie hatten die Ereignisse aber nicht. Wie der Deutsche Fußball-Bund bestätigte, berichtete Schiedsrichter Michael Oliver vor dem Anpfiff der zweiten Halbzeit die Kapitäne beider Mannschaften, Ilkay Gündogan und Kasper Schmeichel, von dem Geschehen. Auf Bildern ist zu sehen, wie alle drei nach oben Richtung Stadiondach blicken. Die Partie lief anschließend ohne Beeinträchtigung weiter. Der Unparteiische war auch mit einem Delegierten der Europäischen Fußball-Union UEFA an der Seitenlinie in Kontakt.
Polizeiangaben zufolge führte der Mann keine gefährlichen Gegenstände mit sich. «Nach ersten Erkenntnissen wollte der 21-Jährige, wie bereits an anderen Orten in Deutschland, auf dem Dach des Stadions Fotos aufnehmen», teilte am Sonntag mit. «Dafür führte er in einem Rucksack eine Kameraausstattung mit sich. Zu keinem Zeitpunkt bestand für andere Menschen im Stadion eine Gefahr.» Die Polizei schließe derzeit eine politische Motivation aus. Ermittelt wird wegen des Tatvorwurfs Hausfriedensbruch.
Was wir nicht wissen
Unklar beleibt, wie der Mann überhaupt in den Bereich unter dem Dach gelangen konnte. Der Zugang ist im Regelfall gesperrt. Die begehbaren Plattformen unter dem Dach dienen etwa der Wartung der technischen Ausstattung des Stadions.
Offen ist auch, wie der Mann mit einem großen Rucksack in den Innenraum gelangte, normalerweise ist der Eintritt damit nicht erlaubt.
Der Vorfall wirft Fragen zum Sicherheitskonzept der EM auf. Immer wieder war es in der Gruppenphase zu Zwischenfällen gekommen, als Zuschauer auf den Rasen gelangt waren, um mit den Spielern ein Foto zu machen. Beim Eröffnungsspiel hatte sich zudem ein Webvideoproduzent in einem Kostüm des Maskottchens «Albärt» und mit gefälschter Akkreditierung Zugang zum Innenraum des Münchner Stadions verschafft.
Die UEFA verwies auf die Mitteilung der Polizei. «Wir haben keinen weiteren Kommentar», teilte der Dachverband auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.