Die Querelen in der Führung des VfB Stuttgart halten an. Nach der Stellungnahme des als Aufsichtsratschef abgewählten Präsidenten Claus Vogt und des Vereinsbeirats meldeten sich in einer gesonderten Mitteilung auch Vizepräsident Rainer Adrion und Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller zu Wort – und gingen auf Distanz zum 54-Jährigen.
Sie hätten der brisanten Stellungnahme vom Donnerstag «in dieser Form nicht zustimmen» können, erklärten sie. Demnach hatten sie diese auch nicht unterzeichnet. «Wir bedauern, auf welche Art und Weise die Aufsichtsratssitzung stattgefunden hat, leider war ein Kompromiss nicht möglich», schrieben Adrion und Riethmüller mit Blick auf die hybride Versammlung vom Dienstag, bei der Vogt als Aufsichtsratsvorsitzender der AG des Fußball-Bundesligisten abgewählt und durch Tanja Gönner ersetzt worden war.
«Das Ausgliederungsversprechen, dass der Präsident des e.V. auch gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender ist, steht seit 2017 im Raum und sollte zukünftig aus unserer Sicht ohne Einbindung der Mitglieder nicht verändert werden», erklärten Adrion und Riethmüller.
Der neue Investor Porsche habe «in den Beteiligungsverhandlungen die konkrete Erwartung verknüpft», dass Vogt den Aufsichtsratsvorsitz abgibt, hieß es weiter. «Nachdem der Präsident dies schriftlich akzeptierte, haben die weiteren Präsidiumsmitglieder und die Mehrzahl der Aufsichtsräte dem zugestimmt. Unsere Hoffnung war, dass wir eine gemeinsame Lösung zum Wohle des Vereins und seiner Mitglieder finden.»
Die Mitglieder würden in ihren Wahlentscheidungen den Präsidenten und die weiteren Präsidiumsmitglieder als Entscheidungsträger für die folgende Legislaturperiode legitimieren, könnten diese in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung jederzeit abwählen und wären somit «immer ganz direkt in die Willensbildung des Vereins eingebunden.»
Es sei «satzungsgemäß festgeschrieben, dass unser Verein mindestens 75,1% Anteilseigner an der AG ist. Das bleibt so und dafür stehen wir», erklärten Adrion und Riethmüller. Der Mutterverein habe über die Hauptversammlung demnach immer Einfluss.
Vogt und der Vereinsbeirat hatten die Abwahl des Unternehmers als «rechtlich fragwürdig» bezeichnet und die Frage aufgeworfen, ob der VfB «wirklich noch seinen Mitgliedern» gehöre. Sie hatten kritisiert, dass die Entscheidung nicht in einer Mitgliedersammlung getroffen wurde, und äußerten Zweifel, ob bei den Stuttgartern durch diese Entwicklung die im deutschen Fußball grundlegende 50+1-Regel noch eingehalten wird. Sie verhindert, dass ein Geldgeber die Stimmenmehrheit und damit das letzte Wort in einem Club bekommen kann.