Nach der vergebenen ersten Olympia-Chance müssen sich die deutschen Fußballerinnen erst wieder aufrappeln. «Extrem bitter» und «sehr, sehr ärgerlich» fand Abwehrspielerin Giulia Gwinn die 1:2-(0:2)-Niederlage des Teams von Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch gegen Frankreich in Lyon.
Der 72-Jährige und seine Spielerinnen hoffen nun auf das Spiel um Platz drei in der Nations League: Mit einem Sieg in Heerenveen gegen die Niederlande, die im anderen Halbfinale Spanien 0:3 unterlagen, können sie das Paris-Ticket noch ergattern.
«Ich bin erst mal froh, dass wir die Chance noch haben. Klar hätten wir den Sack irgendwie heute schon zumachen können», sagte Kapitänin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg. «Aber es ist jetzt, wie es ist, und wir müssen wirklich alle Kräfte bündeln, und uns muss klar sein, dass wir von der ersten bis zur letzten Minute alles rausholen müssen.»
Zu viele Fehler gemacht
Die Vize-Europameisterinnen und Hrubesch sparten nicht mit Selbstkritik. «Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht», sagte der DFB-Coach. Vor 30.267 Zuschauern im Groupama Stadion kassierte das deutsche Nationalteam kurz vor der Pause zwei Gegentore durch Kadidiatou Diani (40. Minute) und Sakina Karchaoui per Foulelfmeter (45.+4) – Gwinns verwandelter Handelfmeter (82.) kam zu spät.
«Wir haben eigentlich zu spät angefangen. Das zweite Tor hat uns ein bisschen den Hals gebrochen», sagte Hrubesch in drastischen Worten. Popp, die in der zweiten Halbzeit noch die Latte traf, bemängelte: «Wir waren von Anfang an nicht richtig mutig. Ein bisschen hatte ich das Gefühl, dass wir doch ein Stück weit sehr nervös waren.»
2016 in Rio de Janeiro hatten die deutschen Fußballerinnen mit Popp Gold gewonnen, die Spiele in Tokio dann aber verpasst. Für den Deutschen Fußball-Bund wäre es ein halbes Jahr nach dem WM-Debakel von Australien ein weiterer herber Rückschlag, wenn es mit Paris nicht klappt. Hrubesch hofft nun auf einen letzten Kraftakt im Kampf um die Olympia-Teilnahme. «Auf der einen Seite glaube ich an sie», sagte er über seine Spielerinnen. «Auf der anderen Seite haben sie alle Qualitäten, aber sie müssen alles dafür tun. 90 Prozent reichen nicht.»