Der Dachverband der Fanhilfen hat der Polizei im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland im Sommer eine Eskalationsstrategie vorgeworfen.
«Allein in der Hinrunde hat der Dachverband der Fanhilfen über 16 Spiele gezählt, wo die Polizei aufgrund von Kleinigkeiten oder mangelhafter Kommunikation mit den Fans bewusst Einsätze eskaliert hat, die zu massenweisen Verletzten geführt haben», schrieb die Vorstandsvorsitzende Linda Röttig in einer Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung im Sportausschuss des Bundestages.
«Statt in Vorbereitung der EM 2024 im eigenen Land die vermeintlich harte Kante zu zeigen, sollte die Polizei auf Kommunikation und Deeskalation mit den Fans setzen», erklärte Röttig. «Das sind die besten Mittel, um Konflikte zu verhindern.»
Falsches Bild
Fußballfans in Deutschland fühlten sich zunehmend unter ein schlechtes Licht gestellt, so Röttig. «Berichte über angeblich wachsende Gewalt im Stadion werden durch subjektive Betrachtungen der Polizei gefüttert», schrieb sie.
Blicke man aber auf die durch die Polizei erhobenen Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze der Polizei in Nordrhein-Westfalen, die bundesweit Statistiken über Polizeieinsätze beim Fußball erhebt, «ergibt sich ein Bild, das deutlich zeigt, dass die Stadien so sicher wie nie zuvor sind». Allein beim Münchner Oktoberfest würden mehr Menschen verletzt als bei allen Spielen der 1. bis 3. Liga insgesamt pro Saison.
Um wirksam gegen gewalttätige Fans vorgehen zu können, plädiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) dafür, bei der Fußball-Europameisterschaft Richter und Staatsanwälte zur Fallbearbeitung vor Ort abzuordnen. Auch beschleunigte Strafverfahren könnten seiner Ansicht nach bei Gewalttätern aus der Fanszene hilfreich sein.