Nach knapp einstündiger Verzögerung hat der VfB Stuttgart den nächsten Rückschlag kassiert und muss nun noch den Ärger um den Auftritt der eigenen Fans beim 0:1 beim VfL Bochum aufarbeiten.
Weil Anhänger der Schwaben Fluchttore und Rettungswege mit Zaunfahnen versperrt hatten, verzögerte sich der Beginn der zweiten Halbzeit lange.
Dies sei eine «einmalige Situation, die schwer zu kommentieren ist», sagte VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth bei Sky. «Ich glaube, ein Spielabbruch wegen der Nichteinhaltung der Hausordnung wäre für alle Beteiligten schwer zu verdauen gewesen. Für uns war die lange Unterbrechung offensichtlich noch schwerer zu verdauen. Das muss man analysieren, da werden wir unsere Fanbeauftragten hinzuziehen und im Gespräch in Stuttgart aufklären.»
Partie erst nach rund einer Stunde fortgesetzt
Die Verantwortlichen der Schwaben versuchten bei der Unterbrechung auf die eigenen Fans im Gäste-Bereich des Bochumer Stadions einzuwirken. Überprüft wurde unter anderem, ob ein Rettungstor sich öffnen ließ. Schiedsrichter Bastian Dankert setzte die Partie erst nach rund einer Stunde fort, als eine zufriedenstellende Lösung gefunden war.
«Das Regelwerk besagt, dass man nach 30 Minuten sagt: Sehen wir noch ein bisschen Licht am Ende des Tunnels oder nicht. Wir wurden nach 30 Minuten darüber informiert, dass es schon eine Möglichkeit gebe, dass wir das Spiel wieder fortsetzen können», sagte der Unparteiische. «Dementsprechend haben wir diesen Moment auch ausgereizt.»
Ohne Starstürmer Serhou Guirassy, der beim Afrika-Cup ist, verloren die Schwaben wie schon im ersten Partie des Jahres beim 1:3 bei Borussia Mönchengladbach. Wie schon in der Vorwoche mangelte es dem Team erneut an Durchschlagskraft. Durch den Gegentreffer durch Matus Bero (50. Minute) liegt Stuttgart nur noch um einen Zähler vor Verfolger Borussia Dortmund.
Unterbrechung auch nach dem Abpfiff Gesprächsthema
Großes Gesprächsthema war auch nach dem Abpfiff jedoch die lange Unterbrechung. Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß, der ebenfalls mit den Fans geredet hatte, erklärte in der ARD, dass er die Situation noch nicht gänzlich beurteilen könne. Aber er könne schon «sagen, dass keiner gut ausschaut, wenn so eine Situation entsteht. Da haben wir alle – wir, die andere Seite – einfach kein gutes Bild abgegeben.» VfL-Coach Thomas Letsch bewertete die Situation als «unnötig»: «Ich möchte es mir gar nicht vorstellen, dass ein Spiel wegen einer so unnötigen Situation abgebrochen wird.»
Die Bochumer bestätigten ihren Ruf als heimstarkes Team und machte einen weiteren Schritt Richtung Klassenverbleib. Zum sechsten Mal in Serie gab es vor eigener Kulisse keine Niederlage.
Undav verpasst zwei Chancen zur Führung
Ohne Guirassy, Silas, Woo-yeong Jeong und Hiroki Ito gelang dem VfB der bessere Start. Bereits in den ersten Minuten boten sich Deniz Undav (5., 10.) zwei Chancen zur Führung. Beim ersten Versuch scheiterte der Angreifer an VfL-Schlussmann Manuel Riemann, im zweiten Anlauf köpfte er den Ball nach Flanke von Josha Vagnoman neben das Tor.
Dagegen benötigten die Bochumer länger, um auf Touren zu kommen. Wie so oft kämpften sie sich in die Partie und machten es dem spielstärkeren Gegner mit leidenschaftlichen Zweikämpfen schwer. Deshalb entwickelte sich zunehmend eine zerfahrene Partie mit wenig durchdachten und sehenswerten Kombinationen.
VfL rettet knappe Führung über die Zeit
Lange Zeit gelang weder dem VfL noch dem VfB eine vielversprechende Torannäherung. Mit hoher Fehlpassquote hüben wie drüben spielte sich das Geschehen zumeist im Mittelfeld ab. Nach der ungewohnt langen Pause waren es die Bochumer, die schneller auf Touren kamen. Gleich die erste Torchance bescherte die Führung. Nach einem gewonnenen Laufduell gegen Dan-Axel Zagadou beförderte Bero den Ball aus acht Metern ins Netz.
Dieser Treffer belebte die Partie immens. Die nun aktiveren Gäste waren bei zwei Möglichkeiten durch Jamie Leweling (58.) und Angelo Stiller (61.) dem schnellen Ausgleich nahe. Von Minute zu Minute nahm der Druck auf das Bochumer Tor zu. Gleichwohl blieb der VfL bei Kontern gefährlich. Doch Bero verfehlte das Tor in der 81. Minute knapp. In der hektischen Schlussphase rettete der Revierclub die knappe Führung mit Glück und Geschick über die Zeit.