Schulterschluss statt Schlussstrich – Edin Terzic bleibt Trainer von Borussia Dortmund. Trotz anhaltender sportlicher Talfahrt mit zuletzt sechs Pflichtspielen ohne Sieg und dem Absturz auf Rang fünf setzt der Bundesligist auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem 41-Jährigen.
Das ist das Ergebnis einer mehrstündigen Gesprächsrunde mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Sebastian Kehl, Vereinsberater Matthias Sammer und Terzic. Im Anschluss an die kritische Aufarbeitung der vergangenen Monate wollte sich – wie beim BVB nach dieser turnusmäßigen Sitzung zum Jahresende üblich – keiner der Beteiligten öffentlich äußern.
Vereinsführung setzt auf Kontinuität
Damit erspart sich die Borussia ein weihnachtliches Beben. Ungeachtet der Medienspekulationen über eine bevorstehende Trennung setzt die Vereinsführung in der Trainerfrage auf Kontinuität. Dass Watzke die leidenschaftliche Arbeit von Terzic seit jeher schätzt und zu ihm ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, dürfte die Entscheidung maßgeblich beeinflusst haben. Noch vor Monaten hatte der Vereinsboss beteuert, mit Terzic «die nächsten Jahre» bestreiten zu wollen.
An dieser Einschätzung des Geschäftsführers konnten auch die Pfiffe vieler Zuschauer nach dem enttäuschenden 1:1 am vergangenen Dienstag gegen Mainz nichts ändern. Im Wissen um die Loyalität der Vereinsführung hatte Terzic auf die Frage, ob er daran glaube, auch im neuen Jahr noch BVB-Trainer zu sein, im Anschluss an die Partie mit erstaunlicher Zuversicht geantwortet: «Natürlich habe ich den Glauben daran.»
Für den im nahen Menden geborenen Terzic geht das Märchen vom Fan auf der Südtribüne, der zum Trainer seiner Lieblingsmannschaft wurde, damit vorerst weiter. Im Trainingslager von 3. bis 9. Januar in Marbella beginnt für ihn die Mission Trendwende.
BVB-Profis nun in der Bringschuld
Es sprach für den Verbleib des Trainers, dass er den Club bereits zweimal aus ähnlich prekärer Lage befreien konnte. So führte Terzic als Nachfolger von Lucien Favre die lange taumelnde Mannschaft Mitte Dezember 2020 noch zum Pokalsieg. In der vergangenen Saison ging der BVB sogar als Sechster in die Winterpause, startete aber eine imposante Aufholjagd und verspielte nur aufgrund eines 2:2 am letzten Spieltag gegen Mainz noch die nahe Meisterschaft.
Die Führungskräfte sehen nach dem Vertrauensbeweis für Terzic nun vor allem die Profis in der Bringschuld. Vor allem die Diskrepanz zwischen den zumeist guten Leistungen in der Champions League und den vielen schwachen Auftritten in der Bundesliga sorgt für Rätselraten. Zum Liga-Restart am 13. Januar in Darmstadt soll es mit den Formschwankungen ein Ende haben.
Die krachende 0:4-Niederlage Anfang November im Bundesliga-Gipfel gegen die Bayern (0:4) und der folgende desolate Auftritt im Punktspiel beim VfB Stuttgart (1:2) hatten den Abwärtstrend der Borussia in der Bundesliga eingeleitet. Nach nur einem Sieg aus den vergangenen acht Punktspielen wuchs der Rückstand zum Tabellenführer Leverkusen auf wohl uneinholbare 15 Zähler an. Selbst die neuerliche Qualifikation für die Champions League ist in Gefahr. Bleibt das Team jenseits der Ränge für die Königsklasse, dürfte die Diskussion über Terzic trotz des jüngsten Treueschwurs wieder lauter werden.